London – Die europäischen Aktienmärkte haben sich am Mittwoch von den deutlichen Vortagesverlusten erholt und mit klaren Gewinnen geschlossen. Für gute Laune unter den Anlegern sorgten Hoffnungen auf Fortschritte bei den Schuldenverhandlungen mit Griechenland. Unterstützung kam auch von der Wall Street, wo der Leitindex Dow Jones Industrial um mehr als ein halbes Prozent zulegte.
Der EuroStoxx 50 schloss mit einem Plus von 1,76 Prozent bei 3682,87 Punkten. Am Dienstag hatte der Leitindex der Eurozone wegen der Lage in Griechenland sowie des Erfolgs der linkspopulistischen Partei Podemos bei den spanischen Kommunalwahlen um knapp 1 Prozent nachgegeben. Für den CAC 40 in Paris ging es zur Wochenmitte um 1,95 Prozent auf 5182,53 Punkte nach oben. Der Londoner FTSE 100 gewann 1,21 Prozent auf 7033,33 Punkte. Auch die Börsen in Madrid, Mailand und Athen verbuchten deutliche Kursaufschläge.
Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras hatte sich erneut optimistisch für eine schnelle Einigung im Schuldenstreit gezeigt. Das von der Pleite bedrohte Euroland stehe «kurz vor einer Einigung mit den Gläubigern», sagte Tsipras am Mittwoch vor Journalisten in Athen. Der Regierungschef versicherte ausserdem, dass die Regierung am Donnerstag fällige Löhne und Pensionen auszahlen wird. Griechenland steht finanziell am Rande des Abgrunds. Es ist unklar, ob das Land in den kommenden Tagen fällige Kredite zurückzahlen kann.
Im europäischen Branchenvergleich schnitten die Aktien von Energieversorgern am besten ab: Der Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 gewann 1,86 Prozent. Schwächster Sektor waren Bergbau-Papiere, deren Index um 0,24 Prozent stieg.
Für den Index der Reise- und Transportunternehmen ging es um 1,42 Prozent hoch. Ihm half das Kursplus von 3,21 Prozent bei IAG. Die British-Airways-Mutter könnte nach monatelangem Gezerre bei der irischen Fluggesellschaft Aer Lingus endlich am Ziel sein: Am Dienstagabend hatte die irische Regierung mitgeteilt, den Staatsanteil an Aer Lingus von 25 Prozent an die Briten zu verkaufen. Für Aer Lingus ging es um 2,63 Prozent hoch.
Nun muss noch der irische Wettbewerber von Aer Lingus, Ryanair, seinen Anteil von knapp 30 Prozent ebenfalls veräussern. IAG hatte betont, nur zu übernehmen, wenn beide grossen Anteilseigner mitziehen. Die Ryanair-Titel, die am Dienstag nach starken Zahlen deutlich zugelegt hatten, gewannen weitere 2,35 Prozent.
Die Aktien der Versicherungskonzerns Generali stiegen um 2,76 Prozent. Die Italiener wollen die Kosten weiter drücken und das eingesparte Geld grösstenteils in weiteres Wachstum stecken. Gleichzeitig sollen die Aktionäre deutlich höhere Dividenden bekommen als zuletzt. Analyst Nick Holmes von der französischen Grossbank Societe Generale lobte die angekündigte neue Ausschüttungspolitik.
Bei Ahold reichten mässige Geschäftszahlen für einen Kursgewinn von mehr als 2 Prozent. Beim niederländischen Einzelhändler hatten im ersten Quartal erneut teure Werbekampagnen in den USA auf das Ergebnis gedrückt. Dagegen hatte der Umsatz zugelegt – vor allem dank des schwachen Euro. (awp/mc/upd/ps)