EU-Schluss: ESTX50 gibt 0,2% auf 3’515 Punkte nach
London – Europas Börsen haben am Freitag ihren Abwärtstrend fortgesetzt. Allerdings überwogen an den wichtigsten Handelsplätzen vergleichsweise moderate Kursabschläge, wobei es in London sogar ein wenig bergauf ging. Lediglich in Madrid und Mailand fielen die Verluste aufgrund aktueller politischer Turbulenzen deutlich aus.
Der EuroStoxx 50 beendete den schwankungsreichen Handel letztlich 0,18 Prozent tiefer bei 3515,36 Punkten. Damit verzeichnete der Eurozonen-Leitindex den dritten Verlusttag in Folge – auf Wochensicht ergab das ein Minus von 1,65 Prozent. Der Pariser CAC 40 verabschiedete sich am Freitag 0,11 Prozent schwächer bei 5542,55 Zählern ins Wochenende, während der Londoner FTSE 100 dank der wieder schwächelnden Landeswährung Pfund 0,18 Prozent auf 7730,28 Zähler gewann.
Dagegen ging es für den Ibex 35 in Madrid um 1,70 Prozent bergab, nachdem die Sozialisten nach Gerichtsurteilen in der Korruptionsaffäre der konservativen spanischen Regierungspartei einen Misstrauensantrag gegen Ministerpräsident Mariano Rajoy eingebracht hatten. Der Mailänder FTSE MIB verlor 1,54 Prozent – hier belasteten die anhaltenden Unsicherheiten um die neue, europakritische Regierung.
Auch der Eurokurs, der erstmals seit November klar unter 1,17 US-Dollar rutschte, und die deutlich anziehenden Renditen zehnjähriger spanischer und italienischer Staatsanleihen zeigten eine sichtbare Reaktion auf die politische Wetterlage in den beiden südeuropäischen Ländern.
Die weiter sinkenden Ölpreise setzten den Aktien der Branche erneut zu: Der Subindex der Öl- und Gasunternehmen war mit minus 1,89 Prozent grösster Verlierer im marktbreiten Stoxx Europe 600.
Beim Bankenindex stand ein Kursrückgang von 0,79 Prozent zu Buche. Vor allem der italienische Branchenvertreter Intesa Sanpaolo sowie die spanischen Konkurrenten BBVA und Banco Santander standen angesichts der heimischen Polit-Turbulenzen unter massivem Druck und belegten die hinteren Plätze im EuroStoxx 50. Experten und Anleger machen sich Sorgen, dass die Pläne der neuen, eurokritischen Regierung Italiens aus der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung und der rechtspopulistischen Lega die Bilanzreparatur heimischer Banken wieder zunichte machen könnten.
Dagegen profitierte der Index der Reise- und Freizeitunternehmen mit plus 1,56 Prozent von der Ölpreisschwäche, die etwa die Treibstoffkosten für Fluggesellschaften verbilligt. (awp/mc/ps)