Paris – Mit erheblichen Verlusten sind Europas wichtigste Aktienmärkte am Donnerstag aus dem Handel gegangen. Die Aussicht auf schneller steigende Zinsen, ein drohender Handelskrieg mit den USA sowie enttäuschende Konjunkturdaten wurden als Belastungsfaktoren genannt.
So hatte sich der Ifo-Geschäftsklimaindex in Deutschland eingetrübt. Zudem waren die Einkaufsmanagerindizes in Deutschland, Frankreich und der Eurozone schwächer als von Experten erwartet ausgefallen. Am Nachmittag gab die schwache Eröffnung der Wall Street den Notierungen weitere Negativimpulse.
Der EuroStoxx 50 als Leitindikator für die Aktien der Eurozone fiel zwischenzeitlich auf den niedrigsten Stand seit zwei Wochen und schloss mit einem Minus von 1,55 Prozent bei 3348,19 Punkten. In Paris gab der CAC 40 um 1,38 Prozent auf 5167,21 Punkte nach. In London verlor der FTSE 100 1,23 Prozent auf 6952,59 Zähler.
Die US-Notenbank Fed hatte am Mittwoch ihren Leitzins wie erwartet um 0,25 Prozentpunkte angehoben und bleibt für 2018 bei ihrem avisierten Straffungskurs. Für 2019 signalisierte sie jedoch anstatt der bisher zwei Zinsanhebungen nun drei Zinserhöhungen. Für 2020 wurde die Projektion ebenfalls angehoben. «Auch wenn die US-Notenbank versucht, die Botschaft einer restriktiveren Geldpolitik gut zu verstecken und damit die Investoren in Watte zu packen, weht den Aktienmärkten jetzt definitiv ein härterer Wind entgegen», sagte Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets.
Branchenweit hielten sich die Hersteller von Konsumgütern mit einem Minus von 0,2 Prozent noch am besten. Ausschlaggebend dafür waren Reckitt Benckiser , die mit grossem Vorsprung an der Spitze des Stoxx Europe 50 lagen. Die Papiere des Konsumgüterkonzerns endeten fast 5 Prozent im Plus, nachdem die Briten Gespräche mit Pfizer über einen Kauf von Teilen des Pfizer-Geschäfts mit rezeptfreien Medikamenten beendet hatten. Analyst Robert Waldschmidt vom Broker Liberum lobte diesen Schritt. Das Management von Reckitt sei bei Übernahmen diszipliniert und zahle keine zu hohen Preise.
Minenwerte waren mit einem Minus von 2,9 Prozent die schwächste Branche. Entsprechend waren die Titel von Rio Tinto mit minus 3,5 Prozent schwächste Aktie im Stoxx 50. Die Papiere des Rohstoffkonzerns Glencore büssten 3,2 Prozent ein.
In schwacher Verfassung zeigten sich auch Bankenwerte mit einem Abschlag von 2,5 Prozent. UBS-Anteilscheine verloren 3,5 Prozent. Für die Aktien von ING ging es um 3,1 Prozent abwärts. (awp/mc/pg)