Paris – Der europäische Aktienmarkt hat am Dienstag erneut unter Druck gestanden. Der EuroStoxx 50 rutschte mit minus 1,44 Prozent auf 3184,38 Punkte und damit den tiefsten Stand seit Ende Mai ab. Der französische Cac 40 fiel auf das Niveau von Mitte April zurück. Er schloss mit minus 1,44 Prozent auf 4342,53 Punkten. Der FTSE 100 verlor in London 1,25 Prozent auf 6738,45 Punkte und hält damit noch am ehesten Kontakt zu den jüngsten Rekorden.
Recht hohe Bewertungen und Unsicherheit vor der nun beginnenden Berichtssaison veranlassen die Anleger laut Beobachtern weiter zu Gewinnmitnahmen. Nach Börsenschluss an der Wall Street wird traditionell der Aluminiumkonzern Alcoa den Reigen der Quartalsberichte eröffnen, womit die Gewinnentwicklung der Unternehmen wieder stärker in den Fokus rückt. Vorab sorgte die Fluggesellschaft Air France-KLM mit einer Gewinnwarnung bereits für einen heftigen Stimmungsdämpfer.
Die Papiere der französischen Fluglinie brachen um fast neun Prozent ein und wurden mit den tiefsten Kursen seit Februar gehandelt. Damit rissen sie auch den ganzen Reise- und Freizeitsektor mit, der mit minus zweieinhalb Prozent letzter in der Branchenübersicht war. Air France-KLM erwartet wegen Überkapazitäten auf Langstreckenflügen für das Gesamtjahr nur noch ein operatives Ergebnis (Ebitda) zwischen 2,2 und 2,3 Milliarden Euro. Bisher hatte man sich rund 2,5 Milliarden Euro zugetraut.
Papiere der britisch-spanischen IAG sackten um sieben Prozent ab und Easyjet folgten mit fast sechs Prozent Minus. Ebenfalls in diesem Sektorindex enthaltene Papiere des Cateringkonzerns Compass Group sackten um siebeneinhalb Prozent ab, nachdem die Experten der Societe Generale ihre Kaufempfehlung gestrichen hatten.
Vergleichsweise stabil hielt sich der Index der Nahrungsmittel- und Getränkehersteller , der am Dienstag nach seinem Rekordhoch vom Freitag nur gut ein halbes Prozent verlor. Der Gesundheitssektor gab um ein Prozent nach, erhielt dabei aber trotz einer aufgestockten Übernahmeofferte kaum Unterstützung der Shire-Aktien , die gut zweieinhalb Prozent einbüssten.
Der US-Pharmakonzern Abbvie lässt beim Übernahmepoker um den britisch-irischen Konkurrenten nicht locker. Zum wiederholten Mal schraubten die Amerikaner am Dienstag ihr Angebot in die Höhe. Nach zuvor rund 46 Britische Pfund je Anteil biete das Unternehmen den Aktionären nun 51,15 Pfund in bar und in Aktien. Abbvie verloren zuletz drei Prozent.
Im EuroStoxx gab es mit Philips nur einen Gewinner. Der Elektrokonzern, dessen Titel knapp eineinhalb Prozent höher endeten, läuft in seinem wichtigen Geschäft mit Medizintechnik den Vorgaben hinterher und krempelt die Abteilung nun gehörig um. Spartenchefin Deborah DiSanzo verlässt das Unternehmen nach zwei Jahren und bekommt keinen Nachfolger. Stattdessen berichten die einzelnen Geschäftsfelder künftig direkt an Konzernchef Frans van Houten. Er gab auch eine Indikation auf das gerade abgeschlossene zweite Quartal. Analysten blieben in ersten Reaktionen der Aktie wohlgesonnen. (awp/mc/pg)