Paris – Europas Börsen haben am Donnerstag ihrer starken Erholung vom Vortag Tribut gezollt und überwiegend mit Verlusten geschlossen. Als Belastung erwiesen sich am Nachmittag die schwächelnden US-Börsen. Die griechische Schuldenkrise, deren mögliche Lösung zur Wochenmitte die Kurse hochgetrieben hatte, lieferte zuletzt keine marktbewegenden Schlagzeilen.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss 0,94 Prozent tiefer bei 3463,25 Punkten. Für den CAC 40 in Paris ging es um 0,98 Prozent auf 4835,56 Punkte bergab. Auch die Aktienmärkte in Mailand und Madrid gaben nach.
Dagegen schaffte ausserhalb der Eurozone der Londoner FTSE 100 ein Plus von 0,33 Prozent auf 6630,47 Punkte. Als Kursstütze für das britische Börsenbarometer sah Analyst Jasper Lawler von CMC Markets die Kursgewinne beim Ölkonzern BP . Auch der Züricher Swiss-Market-Index (SMI) stemmte sich mit einem Plus von über einem halben Prozent gegen den negativen Trend. Die Börse in Athen blieb weiterhin geschlossen.
Im Schuldenstreit mit Griechenland hatten die Euro-Finanzminister am Mittwoch weitere Beratungen auf die Zeit nach der Volksabstimmung am Sonntag vertagt. Bei Umfragen zeichnete sich zuletzt ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Befürwortern und Gegnern der Gläubigerforderungen ab.
Der mit Spannung erwartete US-Arbeitsmarktbericht sorgte für keine deutlichen Impulse. In den USA waren im Juni weniger Arbeitsplätze geschaffen worden als erwartet, wie das Arbeitsministerium mitteilte. Zudem wurde das Plus für den Vormonat nach unten revidiert.
Die Arbeitslosenquote war im Juni auf den tiefsten Stand seit 7 Jahren gefallen, was allerdings vor allem darauf zurückgeht, dass sich zahlreiche Jobsucher vom Arbeitsmarkt abgemeldet haben: Die Erwerbsquote war deutlich und auf den tiefsten Stand seit 1977 gefallen. Ausserdem hatten die Stundenlöhne stagnierte, wohingegen Volkswirte einen kleinen Zuwachs erwartet hatten.
Ungeachtet des weiteren Stellenaufbaus dürfte sich die US-Notenbank Fed wegen der stagnierenden Löhne mit einer Zinserhöhung schwer tun, schrieb Ökonom Joseph LaVorgna von der Deutschen Bank über den Kurznachrichtendienst Twitter. Eine weiter lockere Geldpolitik begünstigt Aktien gegenüber festverzinslichen Wertpapieren.
Im europäischen Branchenvergleich gehörten am Donnerstag die Aktien der Energiekonzerne zu den Favoriten: Der Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 stieg um 1,20 Prozent. Vor allem die RWE-Aktionäre feierten gute Nachrichten: Die umstrittene Strafabgabe für alte Kohle-Kraftwerke ist in Deutschland vom Tisch, was den RWE-Aktien mit plus 4,97 Prozent den Spitzenplatz im EuroStoxx bescherte. Mit minus 1,67 Prozent schwächster Branchenindex war der für die Technologieunternehmen .
Electrolux-Aktien sackten in Stockholm um knapp 11 Prozent ab. Die US-Wettbewerbshüter haben Bedenken gegen den Kauf der Haushaltsgerätesparte von General Electric . Der schwedische Konzern gibt sich aber noch nicht geschlagen und will es vor Gericht mit den Behörden aufnehmen. Electrolux erwartet weiter einen Abschluss des Geschäfts bis Jahresende. (awp/mc/pg)