Paris – Die europäischen Aktienmärkte haben am Dienstag an ihre Gewinne vom Wochenauftakt angeknüpft. Nach erfreut aufgenommenen europäischen Unternehmenszahlen, einem erwartungsgemäss gestiegenen GfK-Konsumklima und positiv interpretierten deutschen Inflationsdaten sorgten freundliche Impulse aus den USA für zusätzlichen Auftrieb. Dort profitierten die Börsen ebenfalls von einigen guten Quartalsbilanzen. Und in der Ukraine verschärfte sich die Lage zumindest nicht weiter.
Der EuroStoxx 50 baute sein Plus im Handelsverlauf deutlich aus und schloss 1,35 Prozent höher bei 3208,68 Punkten. Für den Cac 40 in Paris ging es um 0,83 Prozent auf 4497,68 Punkte hoch. Der Londoner FTSE 100 beendete den Tag mit einem Anstieg von 1,04 Prozent auf 6769,91 Punkte.
Die Nato konnte einen angeblichen russischen Truppenabzug aus dem Grenzgebiet zur Ukraine allerdings zunächst nicht bestätigen. «Wenn wir es in den kommenden Wochen lediglich mit weiteren Sanktionen zu tun haben, dürfte dies Investoren beruhigen», sagte ein Marktexperte. Allerdings warnte der russische Staatskonzern Gazprom vor möglichen Gaslieferstörungen nach Europa.
Aus Branchensicht favorisierten die Anleger die Öl- und Gaskonzerne: Im Stoxx Europe 600 kletterte der Subindex um 2,45 Prozent. Zugpferde waren die Aktien der Branchenvertreter BP und Eni , die nach Zahlen um jeweils fast drei Prozent zulegten. Beide Unternehmen hatten im ersten Quartal Gewinn- und Umsatzrückgänge verzeichnet. Dennoch kündigte BP-Chef Bob Dudley eine Dividendenerhöhung an. Derweil will das Eni-Management die Margen weiter verbessen. Bei BG Group sorgten einem Börsianer zufolge Übernahmefantasien nach dem Weggang von Unternehmenschef Chris Finlayson für einen Kursanstieg von rund drei Prozent.
Der Index für die Banken rückte um 2,08 Prozent vor. Bei Santander stand ein unterdurchschnittliches Kursplus von anderthalb Prozent zu Buche. Die Spanier hatten zum Jahresauftakt von sinkenden Kosten und einer geringeren Gefahr von Zahlungsausfällen profitiert und den Gewinn gesteigert. Zudem will die Bank das brasilianische Geschäft, von dem sie in der Finanzkrise einen Teil durch einen Börsengang teilweise zu Geld gemacht hatte, wieder zurückkaufen.
Der Technologiesektor entwickelte sich mit plus 1,44 Prozent recht gut. Die Nokia-Aktien legten nach Zahlen um knapp drei Prozent zu. Der Netzwerkausrüster will den Grossteil der Einnahmen aus dem Verkauf der Mobiltelefon-Sparte an die Anteilseigner ausschütten. Gleichzeitig hatte das nun veräusserte Geschäft vor dem Verkauf an Microsoft noch einmal die Zahlen der Finnen vermiest. Das Analysehaus Liberum sprach indes von einer besser als erwarteten Quartalsprofitabilität.
Bei STMicroelectronics konnten sich die Aktionäre über Kursgewinne von fast anderthalb Prozent freuen. Europas grösster Halbleiterhersteller hatte im ersten Quartal nicht so viel Geld verbrannt wie befürchtet. Beim Nettoumsatz hatte das Unternehmen die Erwartungen allerdings leicht verfehlt.
Für die Anteilsscheine von ABB ging es indes nach Zahlen als schwächster Wert in Zürich um knapp sieben Prozent bergab. Der Technologiekonzern und Siemens-Rivale forciert nach einem Umsatzeinbruch und roten Zahlen beim Geschäft mit Energietechniksystemen den Umbau der Sparte.
Im zuletzt übernahmegetriebenen Pharmasektor schlossen die Aktien von Sanofi nach Zahlen kaum verändert. Die Franzosen hatten beim Umsatz und Gewinn die Analystenschätzungen verfehlt. Trotz des sich immer schneller drehenden Übernahmekarussells in der Pharmabranche sieht sich der Konzern aber nicht unter Druck. (awp/mc/pg)