Paris – Vor dem Zinsentscheid der US-Notenbank Fed haben sich die europäischen Börsen am Mittwoch verhalten entwickelt. Neben durchwachsenen Konjunkturdaten aus Europa und den USA stand eine Flut von Quartalszahlen im Fokus.
Der EuroStoxx 50 schloss 0,32 Prozent schwächer bei 3198,39 Punkten. Damit legte der Leitindex der Eurozone nach mehreren Gewinntagen eine Pause ein. Der Cac 40 in Paris sank um 0,23 Prozent auf 4487,39 Punkte. Hingegen schaffte der Londoner FTSE 100 dank der Kursgewinne der schwer gewichteten Titel aus dem Rohstoffbereich ein Plus von 0,15 Prozent auf 6780,03 Punkte.
Marktanalyst Jasper Lawler vom Broker CMC Markets konstatierte eine vorsichtige Haltung der Anleger vor den anstehenden Fed-Aussagen. Experten erwarten, dass die amerikanischen Währungshüter eine weitere Reduzierung ihrer monatlichen Anleihekäufe ankündigen werden. Das schwächere US-Wirtschaftswachstum im ersten Quartal sei zwar nur teilweise auf den harten Winter zurückzuführen, bedeute aber keine Gefahr für die Konjunkturerholung, schrieb etwa Analyst Christoph Balz von der Commerzbank.
Die Inflation im Euroraum war im April zwar etwas weniger als erwartet gestiegen. Die Entwicklung sollte aber der letzte Sargnagel für die Hoffnungen auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik durch die Europäische Zentralbank (EZB) sein, glaubt Lawler.
Die Aktien des französischen Industriekonzerns Alstom sprangen nach einer zweitägigen Handelsaussetzung um 9,33 Prozent hoch. US-Rivale General Electric (GE) hatte ein Angebot über 12,35 Milliarden Euro für die Energietechniksparte der Franzosen abgegeben. Dies werde bis Ende Mai geprüft. Siemens solle allerdings noch die Gelegenheit bekommen, ebenfalls ein konkretes Angebot abzugeben.
Im Branchenvergleich hielten sich die Öl- und Gastitel vergleichsweise gut: Der Stoxx Europe 600 Oil & Gas stieg um 0,38 Prozent. Hier half insbesondere das Kursplus von 2,94 Prozent bei Royal Dutch Shell . Der britisch-niederländische Konzern hatte sich nach einem heftigen Gewinneinbruch im vergangenen Jahr im ersten Quartal 2014 wieder etwas erholt. Die Aktien des französischen Konkurrenten Total traten hingegen nach einem Gewinneinbruch auf der Stelle.
Der Bankenindex gab nach negativ aufgenommenen Zahlen um 0,69 Prozent nach. Zudem hatte die Ratingagentur Standard & Poor’s am Vorabend den Ausblick für 15 europäische Finanzinstitute von «Stabil» auf «Negativ» gesenkt. Als Grund nannte sie die schwindende Bereitschaft in der Europäischen Union zur Bankenstützung.
Die Anteilsscheine von BNP Paribas büssten am EuroStoxx-Ende 3,20 Prozent ein. Nur ein positiver Sondereffekt hatte die Franzosen zu Jahresbeginn vor einem Gewinnrückgang bewahrt. Allerdings warnte BNP vor unkalkulierbaren Risiken wegen einer drohenden Strafe in den USA. Die Bussgelder könnten die bisherigen Rückstellungen von 1,1 Milliarden US-Dollar «weit» überschreiten. Der spanische Rivale BBVA profitierte zwar vom Ende der wirtschaftlichen Talfahrt Spaniens. Seine Quartalsresultate erfüllten aber lediglich die Analystenerwartungen – die Aktien verloren 1,13 Prozent.
Im Pharmasektor hielt GlaxoSmithKline trotz eines kräftigen Umsatzrückgangs in den USA im ersten Quartal an seinen Jahreszielen fest. Indes sprachen die Briten nur noch von einem weiteren Wachstum des bereinigten Umsatzes – bislang war von einem Plus von zwei Prozent die Rede gewesen. Die Titel sackten um 2,01 Prozent ab. Besser erging es Novartis mit einem Kursanstieg von 0,59 Prozent. Hier stützte ein Studienerfolg: Das Medikament Ultibro Breezhaler habe bei Patienten mit mittelschwerer chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) im Vergleich mit Seretide von GlaxoSmithKline eine überlegene Wirksamkeit gezeigt, teilten die Züricher mit.
Eine Ergebnissteigerung dank des Verkaufs von Unternehmensanteilen bescherte den Iberdrola-Aktionären Gewinne von 0,70 Prozent. Das von staatlichen Eingriffen belastete Heimatgeschäft konnte den Aktien des spanischen Energiekonzerns wenig anhaben. Dagegen sackten die Titel der Fluggesellschaft Air France-KLM um sieben Prozent ab, obwohl der Lufthansa-Rivale dank seines Sparprogramms den Quartalsverlust verringert hatte. Analyst Ross Harvey von Davy Research sah die Ergebnisse aber «unter den Erwartungen».
Das milde Wetter in Europa hatte dem französischen Baustoffkonzern Saint-Gobain zum Jahresauftakt glänzende Geschäfte beschert. Die Aktien verloren indes 0,29 Prozent. British American Tobacco (BAT) profitierte von höheren Preisen für seine Zigaretten. Jedoch hatte der Tabakkonzern unter dem starken Britischen Pfund und dem rückläufigen Absatz gelitten, was die Aktien um 2,01 Prozent sinken liess. (awp/mc/pg)