Paris – Das Politchaos in Washington hat am Mittwoch an Europas Börsen einen Kursrutsch verursacht. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sackte im Sog der fallenden Wall Street um 1,57 Prozent auf 3584,83 Punkte ab und notiert damit wieder auf dem Niveau von Anfang Mai. Es war der grösste prozentuale Tagesverlust seit Ende September letzten Jahres.
Auch in Frankreich mussten die Anleger einen heftigen Rückschlag verkraften: Der Pariser Cac-40-Index büsste 1,63 Prozent auf 5317,89 Punkte ein. Der italienische Leitindex FTSE MIB brach um mehr als 2 Prozent ein.
In London dagegen gab der FTSE 100 nur um 0,25 Prozent auf 7503,47 Punkte nach. Tags zuvor hatte er noch einen Rekord erreicht.
Das Drama in Washington verderbe derzeit die Stimmung an den Börsen, schrieb Milan Cutkovic vom Broker Axitrader mit Blick auf die jüngsten Vorwürfe, wonach US-Präsident Donald Trump den ehemaligen FBI-Chef James Comey gebeten haben soll, die Ermittlungen gegen seinen früheren nationalen Sicherheitsberater Michael Flynn einzustellen. Mit dem zunehmenden Druck auf den Präsidenten verringere sich auch die Chance, dass dessen Steuerreform in naher Zukunft realisiert werde, ergänzte der Marktbeobachter. Nicht zuletzt die Aussicht auf ein staatliches US-Konjunkturprogramm inklusive hoher Infrastrukturausgaben hatte lange die tonangebende Wall Street befeuert.
Europaweit schlossen alle Branchen im Minus. Die grössten Abschläge in Höhe von 2,09 Prozent verzeichneten die Baustoffhersteller. Sie hatten in den letzten Monaten besonders deutlich von der Aussicht auf gut laufende Geschäfte nach dem Wahlsieg von Donald Trump profitiert.
Im EuroStoxx gab es denn auch fast keinen Gewinner: Lediglich die Aktien des Supermarktkonzerns Ahold Delhaize legten um 0,17 Prozent zu. Am Index-Ende standen Papiere des Baustoffe-Konzerns CRH mit einem Abschlag von rund 4 Prozent.
Aktien von ABN Amro rutschten nach der Vorlage der Zahlen zum ersten Quartal um fast 5 Prozent ab und waren damit in Amsterdam Schlusslicht im niederländischen Leitindex AEX. . Laut Analysten hatte die Kernkapitalquote der Bank enttäuscht.
In London nutzten Anleger den jüngsten Kurseinbruch der Papiere des Investment-Dienstleisters Hargreaves Lansdown für Zukäufe – die Anteilsscheine gewannen knapp 2 Prozent. Am Vortag hatten Meldungen über drohende Konkurrenz aus den USA die Aktien um mehr als 8 Prozent einbrechen lassen. (awp/mc/pg)