EU-Schluss: Moderate Gewinne
Paris/London – Die Aktienmärkte der Eurozone haben nach der Rally vom Vortag zum Wochenschluss nur moderat zugelegt. Der EuroStoxx 50 rückte am Freitag um 0,16 Prozent auf 2.974,28 Punkte vor. Dank des Kurssprungs am Vortag von mehr als zwei Prozent ergab sich damit auf Wochensicht ein Plus von 1,57 Prozent. Hoffnungen auf eine zumindest kurzfristige Entschärfung der US-Haushaltskrise hatten die Kurse am Donnerstag beflügelt.
Im US-Finanzstreit gibt es zwar Bewegung, aber noch keinen Durchbruch. Erstmals seit Wochen machten die Republikaner gleichwohl ernsthafte Vorschläge. Die positive Grundstimmung der Kursrally vom Vortag setze sich damit fort, sagte ein Portfoliomanager. Der Schritt aufeinander zu von beiden Seiten sei ein sehr starkes Signal an Investoren gewesen. Ein Kompromiss sei aber noch in weiter Ferne, weswegen die Märkte derzeit womöglich ein wenig zu optimistisch seien.
Der CAC 40 in Paris bewegte sich am Freitag mit einem Plus von 0,04 Prozent auf 4.219,98 Punkte kaum vom Fleck. Der FTSE 100 gewann deutlichere 0,88 Prozent auf 6.487,19 Punkte. Die an der Londoner Börse schwer gesichteten Finanz- und Minenwerte hatten den «Footsie» angetrieben.
In der Branchenübersicht standen vor allem Rohstoffaktien mit einem Zugewinn von 1,14 Prozent ganz vorne. Mit dem kräftigen Plus an den asiatischen Börsen konnten die Minen- und Metallwerte deutlich zulegen. Anglo American sprangen im FTSE 100 um rund zweieinhalb Prozent an. Medienberichten zufolge ist ein Streik in den Bergwerken des Konzerns in Südafrika beendet. Auch die Titel von Glencore Xstrata mit knapp drei Prozent waren in London obenauf zu finden. Ebenfalls stärker präsentierten sich der Finanzdienstleistungssektor sowie die Medizinbranche mit jeweils mehr als 0,9 Prozent Aufschlag.
Grösstes Thema an Europas Börsen war am Morgen der starke Kurssprung der zunächst eingeschränkt gehandelten Aktien der britischen Royal Mail . Erst am Dienstag starten die Titel der britischen Post nach dem Börsengang regulär in den Handel – der Ausgabepreis war auf 330 Pence festgesetzt worden. Am Morgen bereits waren die Papiere kurz über 450 Pence gesprungen, zum Handelsschluss notierten sie bei 455,00 Pence und damit rechnerisch 37,88 Prozent über der Ausgabepreis. Die britische Regierung spült mit dem Verkauf von mehr als 52 Prozent der Anteile rund 1,72 Milliarden Pfund in die Staatskasse.
Obwohl einige Händler schon früh bei den Royal-Mail-Aktien Kasse gemacht hätten, sei die Nachfrage nach den Papieren den Tag über hoch gewesen, sagte Marktanalyst David Madden vom Broker IG. Gleichwohl seien nicht alle Anleger mit dem Börsengang glücklich. Einige hätten sich erhofft, dass professionelle Investoren weniger gegenüber den Privatanlegern bevorzugt worden wären.
Die Aktien des französischen IT-Dienstleisters Capgemini legten fast ein Prozent zu, nachdem der indische Rivale Infosys seine Umsatzprognose angehoben hatte. Der Tabakkonzern Swedish Match verlor in Stockholm mehr als vier Prozent. Das operative Ergebnis der US-Sparte war im dritten Quartal deutlich schwächer ausgefallen als vor einem Jahr.(awp/mc/cs)