Paris – Starke US-Börsen haben den europäischen Aktienmärkten am Donnerstag ins Plus verholfen. Die Sorgen der Anleger wegen der griechischen Schuldenkrise, mit der sich auch das laufende Treffen der Euro-Finanzminister beschäftigen dürfte, rückten am Nachmittag etwas in den Hintergrund.
Der EuroStoxx 50 drehte mit der starken Eröffnung an der Wall Street in die Gewinnzone. Zum Börsenschluss stand der Leitindex der Eurozone 0,63 Prozent höher bei 3450,45 Punkten. Für den Pariser Leitindex CAC 40 ging es letztlich um 0,27 Prozent nach oben auf 4803,48 Punkte, und der FTSE 100 in London gewann 0,41 Prozent auf 6707,88 Punkte. Sogar der Athener Leitindex Athex Composite schaffte nach seiner tagelangen Talfahrt ein moderates Plus.
Die US-Börsen profitierten von Signalen für eine weiter lockere US-Geldpolitik. Die jüngsten, durchwachsenen amerikanischen Konjunkturdaten stützen Börsianern zufolge die erklärte Absicht von US-Notenbankchefin Janet Yellen, das Tempo bei der Straffung der Geldpolitik moderat zu halten. Damit dürften niedrige Zinsen die Aktienkurse in aller Welt auch künftig stützen, da festverzinsliche Anlagen in diesem Umfeld wenig Rendite bringen.
Die jüngsten Nachrichten zu Griechenland waren hingegen kaum dazu geeignet, Optimismus zu verbreiten. Im sich zuspitzenden Schuldenstreit dringen die Europartner auf ein Einlenken Athens. «Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg», sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel in einer Regierungserklärung im Bundestag. Sie machte indirekt aber auch deutlich, dass Europa einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone verkraften würde.
Schon vor dem Finanzminister-Treffen hatte Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem weitere Zugeständnisse der Athener Regierung gefordert. Der Streit dreht sich um ein Reform- und Sparpaket, das Voraussetzung ist für weitere Milliardenzahlungen der Geldgeber. Am 30. Juni läuft das schon zweimal verlängerte Hilfsprogramm für Athen aus. Ohne Einigung droht Griechenland der Staatsbankrott. Der Internationale Währungsfonds (IWF) lehnt derweil eine weitere Stundung bei der Rückzahlung von 1,6 Milliarden Euro an Krediten ab.
Im europäischen Branchenvergleich hatten am Donnerstag die Chemieunternehmen die Nase vorn: Der Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 gewann 1,34 Prozent. Der Rohstoffwerte-Sektor legte dank der weiter erholten Edelmetall-Preise um 0,99 Prozent zu. Grösster Verlierer war hingegen der Index der Öl- und Gasunternehmen , der um 0,70 Prozent nachgab.
Kursbewegende Unternehmensnachrichten waren am Donnerstag Mangelware. Die Titel von Novartis gaben gegen den freundlichen Markttrend um 0,48 Prozent nach. Der Pharmakonzern will seine Finanzkraft für eine wachsende Dividende und ergänzende Zukäufe nutzen. (awp/mc/pg)