Paris – Nach schwachen Wachstumszahlen aus Deutschland und der Eurozone haben die wichtigsten europäischen Börsen am Dienstag ihren Erholungspfad wieder verlassen. Der EuroStoxx 50 weitete gegen Mittag mit einem Minus von 1,44 Prozent auf 2.290,99 Punkte seine Verluste vom Vormittag noch etwas aus. Der Cac 40 verlor in Paris 1,48 Prozent auf 3.190,99 Punkte.
Hier äusserten Händler die Sorge, dass das anstehende Treffen zwischen Frankreichs Präsident Sarkozy und Kanzlerin Merkel möglicherweise kaum Ergebnisse bringen werde, was Frankreichs Börse belaste. Der Londoner FTSE 100 gab 0,85 Prozent auf 5.305,16 Punkte nach. Nun werde sich zeigen, ob die Bären wieder zurückkommen und die Bullen in Schach halten, so Marktbeobachter.
Dass die deutsche Wirtschaft nach einem starken Jahresauftakt im zweiten Quartal spürbar an Fahrt verloren habe, sorgt auf dem Parkett erst einmal wieder für Ernüchterung. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Wirtschaftslokomotive Deutschland war von April bis Juni lediglich um 0,1 Prozent zum Vorquartal gewachsen. Von dpa-AFX befragte Experten hatten mit einer Rate von 0,4 Prozent gerechnet. Die Wirtschaft in der Eurozone hatte sich im zweiten Quartal ebenfalls stärker als erwartet abgeschwächt. Für Bewegung an den Aktienmärkten dürften am Nachmittag noch Konjunkturdaten aus den USA sorgen, wo Zahlen vom Häusermarkt und zur Industrieproduktion anstehen.
Autowerte landeten auf den Verkaufslisten. Der entsprechende Subsektor Stoxx Europe Autos + Parts sackte um mehr als drei Prozent ab und war damit europaweit Schlusslicht der Branchenübersicht. Die Autoverkäufe in Europa waren im Juli insgesamt zurückgegangen. Dabei rettete das zehnprozentige Wachstum des deutschen Markts den Gesamtmarkt vor einem grösseren Absturz. Den Papieren von Daimler und BMW half das aber nicht. Sie verloren jeweils über dreieinhalb Prozent. In Italien brach der Autoabsatz um elf Prozent ein, in Frankreich um sechs Prozent. Die Papiere von Fiat , PSA Peugeot Citroen und Renault verloren deutlich.
Zu den wenigen Gewinnern zählten die Aktien von Nokia . Bereits am Vortag hatten die Titel einen kräftigen Satz nach oben gemacht, nachdem der US-Internetkonzern Google die Übernahme der Mobilfunksparte von Motorola angekündigt hatte. Vage Marktgerüchte, Microsoft könnte nun ein Auge auf Nokia werfen, beflügelte den Titel des finnischen Handyproduzenten zusätzlich. Zuletzt war Nokia mit plus 3,77 Prozent den Spitzenplatz im Eurostoxx 50, während der europäische Technologiesektor insgesamt nachgab.
Papiere des irischen Baustoffkonzerns CRH gewannen als zweitbester Wert im europäischen Leitindex ebenso kräftig dazu. CRH hatte im ersten Halbjahr trotz Problemen in den europäischen Krisenstaaten einen deutlichen Gewinnsprung verzeichnet. Die Kennziffern hätten ihre Erwartungen leicht übertroffen, schrieb Unicredit-Analystin Tessa Guy. Wegen der konjunkturellen Unsicherheiten und der deutlichen Ausrichtung auf die USA blieb die Expertin mit Blick auf die weitere Entwicklung allerdings vorsichtig. (awp/mc/pg)