Paris – Aus Vorsicht vor der mit Spannung erwarteten Sitzung der US-Notenbank Fed haben die wichtigsten europäischen Aktienmärkte am Dienstag deutlich verloren. Auch unerwartet stark ausgefallene Konjunkturdaten aus Deutschland konnten die Skepsis der Anleger nicht lindern. Nach der kräftigen Erholung vom Vortag fiel der EuroStoxx 50 um 1,24 Prozent auf 2941,76 Punkte. Für den Cac 40 in Paris ging es ebenfalls 1,24 Prozent abwärts auf 4068,64 Punkte, in London sank der FTSE 100 um 0,55 Prozent auf 6486,19 Punkte.
Angesichts zuletzt starker amerikanischer Wirtschaftsdaten könnten die Währungshüter eine Drosselung ihrer milliardenschweren Anleihekäufe bekannt geben. Ökonomen sind sich aber weiter uneins, ob die Fed tatsächlich bereits im Dezember zu dieser Massnahme greift. Gute Konjunkturdaten aus Deutschland konnten die Stimmung an den europäischen Börsen kaum spürbar heben. Die deutschen ZEW-Konjunkturerwartungen stiegen auf den höchsten Stand seit April 2006 und übertrafen damit die Erwartungen am Markt. Nach dem kurzen Intermezzo mit Gewinnen am Vortag dominiere am Markt jedoch wieder die Vorsicht vor der Fed-Sitzung, sagte Frank Schneider von Alpha Wertpapierhandel.
Unter den Branchen gab es kaum Gewinner, lediglich der Telekomsektor und Rohstoffwerte konnten sich knapp im Plus halten. Am meisten traf die schlechtere Stimmung die Bau- und Baustoffkonzerne , die im Schnitt mehr als ein Prozent abgaben. Die Bauindustrie gilt an der Börse als sehr konjunkturanfällig. Auch Banken lagen überwiegend im Minus.
Bei Einzelwerten gab es in der nachrichtenarmen Vorweihnachtszeit wenig Bewegendes. BP-Aktien verloren in London 1,73 Prozent, nachdem die «Financial Times» über Vorwürfe berichtet hatte, der Ölkonzern habe in einem Verfahren zur Ölkatastrophe im Golf von Mexiko versucht, das Gericht zu täuschen. Bei GlaxoSmithKline setzte es Kursverluste von 1,45 Prozent. Der britische Pharmakonzern stellt nach Korruptionsvorwürfen sein Bonussystem um.
Beim grössten britischen Elektronikhändler Dixons stand ein Minus von 5,01 Prozent zu Buche – die Kette hatte sich für ihr zweites Geschäftshalbjahr vorsichtig geäussert und rechnet mit einem schwächeren Geschäft als in den vorangegangenen sechs Monaten.
Die Aktien von Zurich profitierten mit plus 1,64 Prozent an der Spitze des europaweiten Stoxx Europe 50 davon, dass der Schweizer Versicherer nach dem Tod seines Finanzchefs Pierre Wauthier einen Nachfolger gefunden hat. Der Finanzchef des Rückversicherers Swiss Re , George Quinn, soll den Posten zum 1. Mai 2014 übernehmen, hatte Zurich am Montagabend mitgeteilt. Die Swiss-Re-Titel gaben derweil 0,96 Prozent ab.
Aktien des französischen Öldienstleisters CGG rutschten in Paris um 16,85 Prozent ab. Das auf die seismische Überwachung von Ölfeldern spezialisierte Unternehmen hatte die Prognose für den Gewinn vor Steuern und Zinsen in diesem Jahr wegen schwieriger Marktbedingungen und Projektverzögerungen gekappt. (awp/mc/pg)