London – Die europäischen Börsen sind am Montag von den anhaltenden Konflikten in der Ukraine und im Gazastreifen belastet worden. Der EuroStoxx 50 ging 0,86 Prozent tiefer bei 3137,06 Punkten aus dem Handel. Am Freitag hatte der Leitindex der Eurozone noch mit einem knappen Tages- sowie Wochenplus geschlossen. Für den Cac-40-Index in Paris ging es am Montag um 0,71 Prozent auf 4304,74 Punkte bergab.
Der Londoner FTSE 100 verlor dank der Stärke der schwer gewichteten Rohstofftitel nur 0,31 Prozent auf 6728,44 Punkte. Der portugiesische PSI 20, der die vorangegangenen Tage wegen der schwerst angeschlagenen Banco Espirito Santo überdurchschnittlich nachgegeben hatte, schaffte sogar gegen den Trend ein knappes Plus. Die Mutter-Holding der Bank hatte am Freitagabend Insolvenz angemeldet. Nun sucht die portugiesische Regierung nach einem Retter. Nach Informationen der Wirtschaftszeitung «Diário Económico» sollen die brasilianische Bank Bradesco und die spanische Gruppe Santander Interesse signalisiert haben.
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und der Führer der Hamas-Exilorganisation, Chaled Maschaal, trafen sich am Montag in der katarischen Hauptstadt Doha, um Möglichkeiten für einen Waffenstillstand im blutigen Gaza-Konflikt zu erörtern. Palästinensische Offizielle sprachen von gewissen Fortschritten, wiesen aber zugleich darauf hin, dass eine Einigung zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas weiterhin nicht in Reichweite sei. Derweil haben Rettungskräfte die Suche nach Opfern am Absturzort des malaysischen Passagierflugzeugs in der Ostukraine offiziell beendet. Nun laufen die Aufklärungsbemühungen internationaler Experten an.
Der europäische Branchenüberblick präsentierte zum Wochenstart nur wenige Gewinner. Im Stoxx Europe 600 hatte der Index für die Rohstoffwerte mit plus 0,11 Prozent die Nase vorn, gefolgt von den Indizes für Technologieunternehmen und Energiekonzerne. Schwächster Index war indes der für die Autobauer und -zulieferer mit minus 1,16 Prozent.
Unter den Einzelwerten standen vor allem Unternehmen mit Zahlen im Fokus. Die Papiere von Philips schlossen nach einem sehr freundlichen Start 0,37 Prozent leichter. Nach einem heftigen Dämpfer in seiner grössten Sparte Medizintechnik verspricht der Elektronikkonzern einen kräftigen Endspurt. Mit einer neuen Führungsstruktur soll der Bereich in den zweiten sechs Monaten mehr Gewinn liefern als im Vorjahreszeitraum und damit auch konzernweit das magere zweite Quartal vergessen machen.
In London nahmen die Tesco-Aktien mit plus 1,28 Prozent den zweiten Platz ein. Der Einzelhandelskonzern Tesco warnte vor enttäuschenden Halbjahresahlen und wechselt nun auch seinen Vorstandschef aus. Angesichts des immer härteren Wettbewerbs mit Aldi, Lidl & Co soll ab Oktober der bisherige Unilever-Manager Dave Lewis den bisher verantwortlichen Philip Clarke an der Konzernspitze ersetzen. Dies ist schon der zweite Führungsposten, der in diesem Monat neu besetzt wird: Vor rund zwei Wochen hatte Tesco den von Marks & Spencer kommenden Alan Stewart als Nachfolger für den ausscheidenden Finanzchef Laurie McIlwee präsentiert.
Die Aktien des Industriedienstleisters Babcock International legten nach einem Zwischenbericht und Aussagen zum weiteren Geschäftsverlauf um 0,73 Prozent zu. Im Amsterdam-Exchanges-Index (AEX) gewannen die Anteilsscheine des Telekomunternehmens KPN 1,10 Prozent. Jan Kess De Jager, der von 2010 bis 2012 Finanzminister der Niederlande war, soll der neue Finanzchef bei dem Konzern werden. (awp/mc/upd/ps)