Paris – Der europäische Aktienmarkt hat am Dienstag seine kräftigen Verluste vom Vortag ausgeweitet. Die steigende Unsicherheit in Nordafrika und dem Nahen Osten habe Anleger weiterhin zu Gewinnmitnahmen verleitet, sagten Händler. Der europäische Leitindex EuroStoxx 50 büsste zur Mittagszeit 1,12 Prozent auf 2.978,72 Punkte ein. In London rutschte der FTSE 100 um 1,11 Prozent auf 5.947,97 Punkte ab. Die grössten Verluste gab es indes in Paris, wo der Leitindex Cac 40 um 1,51 Prozent auf 4.035,56 Punkte absackte. In Italien setzten technische Probleme indes den Handel bis zuletzt ausser Gefecht.
Börsianer bezeichneten es als «gesund», dass der Markt nach einer jüngst starken Kursentwicklung einmal Luft hole. «Sobald die Lage in Libyen wieder unter Kontrolle ist, dürfte es mit den Kursen auch wieder nach oben gehen». Nach der feiertagsbedingten Pause im US-Handel am Vortag warteten Anleger aber auch gespannt auf die erste Kursreaktion an der Wall Street. Zudem könnten am Nachmittag noch einige Wirtschaftsdaten und Unternehmenszahlen aus den USA für neue Impulse sorgen.
Wie schon am Vortag gehörten Bankenwerte auch an diesem Dienstag wieder zu den europaweit schwächsten Werten. Das Schlusslicht im EuroStoxx 50 waren die Papiere der Societe Generale, die um 3,17 Prozent auf 48,745 Euro absackten. Weitere französische Banken wie BNP Paribas und Credit Agricole büssten ebenfalls bis zu drei Prozent ein.
Wegen der Sorge vor den Auswirkungen der Libyen-Unruhen auf die Reiseaktivität und den Ölpreis kamen aber auch die Papiere grosser Fluggesellschaften unter Druck. Der Teilindex Stoxx 600 Travel & Leisure gab um 1,46 Prozent nach und unter den Einzelwerten erlitten Air France-KLM mit 3,17 Prozent auf 11,775 Euro grössere Verluste. IAG verloren in London ebenfalls mehr als drei Prozent.
Auch bei Ölwerten war Libyen weiterhin das kursbestimmende Thema. Laut Cheuvreux-Analysten ist der italienische Ölkonzern Eni besonders stark in dem nordafrikanischen Land aktiv. Wegen eines technischen Fehlers konnten die Eni-Aktien aber bis zuletzt an ihrer Heimatbörse in Mailand nicht gehandelt werden. Auf Xetra gaben die vortags schon schwachen Aktien um 1,61 Prozent auf 17,15 Euro nach. Auch Repsol-YPF sehen die Experten von Cheuvreux als stark in Libyen engagiert an, die Papiere büssten in Madrid 2,36 Prozent auf 23,375 Euro ein.
Gewinne gab es indes im Autosektor, wie der Branchenindex Stoxx 600 Automobiles & Parts mit einem Plus von 0,22 Prozent andeutete. Aus dem Sektor stemmten sich die Aktien des Nutzfahrzeug- und Motorenherstellers MAN im Dax mit einem Plus von 2,19 Prozent gegen den schwächeren Gesamtmarkt, nachdem in Presseberichten von einer näher rückenden Übernahme durch den schwedischen Konkurrenten Scania die Rede war. Scania lagen indes in Stockholm mit 0,74 Prozent im Minus. (awp/mc/ps)