EU-Verlauf: Verluste – Unruhen in Libyen belasten
Paris – Belastet von der zugespitzten Lage in Libyen sind die wichtigsten europäischen Aktienindizes am Montag ungeachtet erfreulicher Wirtschaftsdaten aus Deutschland tiefer ins Minus abgerutscht. Der EuroStoxx 50 fiel am Mittag um 0,94 Prozent auf 3.039,18 Punkte. Der Cac 40 verlor in Paris 0,73 Prozent auf 4.126,82 Punkte und auch in London gab es Verluste. Der britische Leitindex FTSE 100 gab 0,26 Prozent auf 6.067,02 Punkte nach.
Laut Händlern sorgten die anhaltenden Unruhen in vielen arabischen Ländern für Zurückhaltung unter den Anlegern. Insbesondere das ölreiche Libyen stehe nun im Mittelpunkt des Interesses, nachdem Elitetruppen dort am Wochenende den Gegnern von Machthaber Muammar al-Gaddafi mit Gewalt begegnet waren. Dass sich das vom Ifo-Institut veröffentlichte Geschäftsklima in Deutschland im Februar überraschend zum neunten Mal in Folge aufgehellt hatte und damit einen neuen Rekordstand seit der Wiedervereinigung erreichte, sei da am Markt untergegangen, hiess es.
Mit der Unsicherheit in Libyen kamen vor allem die im Land engagierten Ölwerte unter Druck. «Libyen hat bedeutendere Ölreserven als etwa Ägypten», sagte ein Börsianer. Eni-Papiere büssten als schwächster Wert im EuroStoxx 50 3,87 Prozent auf 17,66 Euro ein und OMV verloren in Wien 3,93 Prozent auf 32,65 Euro. Der Sektorindex Stoxx 600 Oil + Gas gab 0,68 Prozent nach. Einem Eni-Sprecher zufolge wurde die Produktion in dem arabischen Land in den letzten 24 Stunden allerdings normal fortgesetzt. OMV kündigte indes an, seine Belegschaft in Libyen auf die mindestnotwendige Anzahl an Mitarbeitern herunterzufahren. Die Produktion solle davon aber nicht beeinträchtigt werden, hiess es seitens des österreichischen Ölkonzerns.
Schwäche zeigte auch der Bankensektor. Der Stoxx 600 Banks büsste als Schlusslicht unter den Branchenindizes 1,36 Prozent ein. Papiere der Unicredit rutschten im EuroStoxx um 3,03 Prozent auf 1,923 ab und Intesa SanPaolo verloren 2,39 Prozent. Mit spanischen Banken wie etwa Banco Santander oder französischen Instituten wie der Societe Generale gaben weitere Banken zwischen 1,2 und 1,8 Prozent nach.
Darüber hinaus standen die Papiere von Diageo im Blickfeld. Der britische Spirituosenhersteller hatte am Montag Presseberichte über einen Kauf des türkischen Konkurrenten Mey Içki bestätigt und zahlt nach eigenen Angaben umgerechnet 1,5 Milliarden Euro an den US-Finanzinvestor TPG Capital, der den früheren türkischen Staatsbetrieb 2006 für rund 800 Millionen US-Dollar gekauft hatte. Die Diageo-Titel reagierten leicht positiv auf die Nachricht und hielten sich knapp mit 0,17 Prozent im Plus bei 1.202,85 Pence.
Verluste gab es nach Zahlen bei den Titeln von TNT , die 2,37 Prozent auf 19,97 Euro verloren. Der niederländische Postdienstleister hatte im vierten Quartal operativ zwar mehr verdient als von Händlern erwartet, rechnet im laufenden Jahr aber mit einem weiter schrumpfenden Briefmarkt und will daher weitere Kosten einsparen.
Nach oben ging es auch bei den Papieren der UBS , die nach einer Hochstufung von den Analysten von Goldman Sachs 0,26 Prozent auf 18,98 Schweizer Franken zulegten. Auch die Papiere von Tesco profitierten mit plus 0,56 Prozent von einer Analystenstimme. Merrill Lynch hatte die Papiere des britischen Supermarktkette auf seine «Europe 1 List» gehoben. (awp(mc/ps)