EU-Schluss: ESTX50 büsst 0,73% auf 3428,76 Punkte ein
London – Europas Börsen haben am Mittwoch erneut der Hängepartie im griechischen Schuldenstreit Tribut gezollt. Zudem hielten sich die Anleger vor den am Abend anstehenden Aussagen der US-Notenbank Fed zur Geldpolitik zurück. Volkswirte sind sich allerdings nahezu einig, dass die Währungshüter den Leitzins zum Ende ihrer zweitägigen Sitzung noch nicht anheben werden.
Der EuroStoxx-50-Index , der seine Verluste zwischenzeitlich eingedämmt hatte, stand zum Handelsschluss 0,73 Prozent im Minus bei 3428,76 Punkten. Damit blieb der Leitindex der Eurozone nur wenig über seinem Tagestief – am Dienstag hatte er sich noch etwas vom vorangegangenen, zweitägigen Kursrutsch erholt.
Auch die anderen europäischen Aktienindizes gerieten zur Wochenmitte wieder unter Druck. Der CAC 40 in Paris sank um 1,02 Prozent auf 4790,62 Zähler, und für den Londoner FTSE-100-Index ging es um 0,44 Prozent auf 6680,55 Punkte nach unten. In Athen sackte der vormittags noch erholte Leitindex Athex Composite um weitere 3,15 Prozent ab.
Im griechischen Schuldendrama zeichnet sich keine schnelle Lösung für das pleitebedrohte Euroland ab. Hohe EU-Vertreter schraubten die Erwartungen an ein Treffen der Euro-Finanzminister an diesem Donnerstag in Luxemburg erheblich herunter, da neue Spar- und Reformvorschläge aus Athen fehlten.
«Die Chance, dass wir uns mit Griechenland am Donnerstag einigen, ist sehr klein», sagte der Chef der Eurogruppe, der niederländische Finanzminister Jeroen Dijsselbloem. Der Knackpunkt liege nicht bei der Schuldenlast des südeuropäischen Euro-Landes, sagte Dijsselbloem. «Es geht um die Bereitschaft, schwierige Massnahmen zu ergreifen.»
Derweil sollte die schwache Entwicklung der amerikanischen Wirtschaft zu Jahresbeginn die US-Währungshüter erst einmal von einer Zinswende abhalten. Auch die weiterhin niedrige Inflationsrate spricht gegen die erste Leitzinserhöhung seit dem Jahr 2006. Allgemein wird frühestens im September mit einer Anhebung gerechnet. Niedrige Zinsen waren in den vergangenen Jahren der wichtigste Treibstoff für die Aktienkurse, da festverzinsliche Anlagen dann kaum eine Rendite abwerfen.
In der europäischen Branchenübersicht machten die Aktien der Öl- und Gaskonzerne das Rennen: Der Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 legte als einziger Gewinner um 0,75 Prozent zu.
Am besten hielt sich dahinter noch der Index der Telekommunikationsunternehmen, der nur 0,10 Prozent verlor. Dass der Mischkonzern Vivendi Kreisen zufolge seinen Anteil an Telecom Italia von 8 auf 15 Prozent erhöhen könnte, bescherte den Aktien beider Unternehmen Gewinne von jeweils rund einem halben Prozent.
Zudem profitierte die Sektorstimmung von einem Bericht des «Manager Magazin». Diesem zufolge spielt im Übernahmepoker um die Telekom-Tochter T-Mobile US nun auch der US-Kabelriese Comcast mit.
Schlusslicht in der Branchenbewertung war hingegen mit minus 1,75 Prozent der Index für die Immobilienwerte. Auch die konjunktursensiblen Autounternehmen wurden gemieden – der Index verlor 1,71 Prozent. Sie litten unter einem negativen Kommentar der Schweizer Bank Credit Suisse zu den Belastungen der Zulieferer durch den schwächelnden chinesischen Markt.
Die Airbus-Titel gehörten mit einem Minus von 2,37 Prozent zu den schwächsten Werten im EuroStoxx, nachdem sie zu Handelsbeginn noch rund ein Prozent gewonnen hatten. Der Luftfahrt- und Rüstungskonzern hatte angekündigt, auf einen Teil der geplanten Stellenstreichungen in der Verteidigungssparte zu verzichten.
Von den ursprünglich vor rund zwei Jahren angekündigten 5800 Stellen fielen insgesamt nur 5000 weg, sagte Sparten-Chef Bernhard Gerwert der «Financial Times». Grund dafür sei das gut laufende Weltraumgeschäft. Bisher seien 2000 Jobs abgebaut worden, 3000 Stellenstreichungen stünden noch an. (awp/mc/upd/ps)