Paris – Ein deutlich anziehender Euro-Kurs hat die Anleger an Europas wichtigsten Aktienmärkten am Dienstag in die Flucht getrieben. Der EuroStoxx 50 schloss mit einem Minus von 0,66 Prozent bei 3538,32 Punkten. Am Vortag hatte der Leitindex des Euroraums um rund ein halbes Prozent zugelegt. Der französische CAC-40-Index büsste am Dienstag 0,70 Prozent auf 5258,58 Zähler ein. Der britische FTSE 100 fiel dank fester Bergbauaktien lediglich um 0,17 Prozent auf 7434,36 Punkte.
Auslöser der klaren Euro-Gewinne waren Äusserungen von EZB-Präsident Mario Draghi, die unter den Anlegern Befürchtungen um ein Ende der ultralockeren Geldpolitik nährten. Draghi zeigte sich zuversichtlich für das Wachstum im Euroraum. Verglichen mit früheren Aussagen war er auch optimistischer, dass die Notenbank ihr Inflationsziel von knapp zwei Prozent wieder erreichen könne. Die lange Zeit schwache Inflation war ein Hauptgrund für die extrem lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank.
Die Gemeinschaftswährung kletterte um mehr als einen Cent über die Marke von 1,13 US-Dollar und erreichte mit 1,1335 Dollar den höchsten Stand seit August 2016. Ein starker Euro verteuert tendenziell europäische Produkte für Käufer ausserhalb der Eurozone und verschlechtert so die Exportchancen.
Spitzenreiter in der europäischen Branchenübersicht waren die Aktien von Bergbau-Konzernen: Deren Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 legte im Kielwasser steigender Preise um 1,73 Prozent zu. Der Bankenindex gewann 0,79 Prozent, der Index der Öl- und Gasunternehmen rückte um 0,37 Prozent zu. Alle anderen Sektorindizes endeten im Minus. Ganz unten im Tableau war der Versorger-Index mit einem Verlust von 2,42 Prozent zu finden.
Der Automotive-Index fiel um 1,47 Prozent. Der Kurssturz der Schaeffler-Aktie (-12,8 Prozent) nach einem reduzierten Gewinnziel des deutschen Zulieferers zog die gesamte Branche nach unten. Analyst Ashik Kurian von der Investmentbank Jefferies fürchtet nun eine neue Diskussion über Wachstumsaussichten und Widerstandsfähigkeit der Margen in der Branche.
Für den Index der Reise-, Freizeit- und Transportindustrie ging es um 1,67 Prozent bergab. Er litt unter den Auswirkungen der Ölpreisentwicklung auf die Treibstoffkosten der Fluggesellschaften. Dazu kam der 4,5-prozentige Kursrutsch beim Wettanbieter William Hill , nachdem das Investmenthaus Investec eine Verkaufsempfehlung ausgesprochen hatte.
Die Aktien von Nestle zollten ihrer starken Vortagsentwicklung Tribut und verloren 1,58 Prozent. Am Vortag waren die Titel des weltgrössten Lebensmittelherstellers auf ein Rekordhoch gesprungen, nachdem der Einstieg des aktivistischen US-Investors Daniel Loeb bekannt geworden war. (awp/mc/pg)