London – Anhaltende Zinsängste und die Sorge vor politischen Spannungen haben Europas wichtigste Aktienmärkte am Freitag weiter belastet. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 fiel um 0,88 Prozent auf 3345,51 Punkte. Nachdem am Vortag schon steigende Zinserwartungen den Investoren die Kauflaune verdorben hatten, hat er im Wochenvergleich 1,6 Prozent verloren.
Anleger mieden aus vielfältigen Gründen das mit Aktien einhergehende Risiko. Dazu gehörten die im Zuge der Zinsangst weiter steigenden Kapitalmarktzinsen, die anhaltende Unsicherheit über die Schuldenpläne Italiens und der Fakt, dass das ohnehin bereits zerrüttete Verhältnis zwischen China und den USA weitere Dämpfer erhielt. Für Unruhe vor allem im Technologiesektor sorgte ein Medienbericht, wonach China bei grossen US-Unternehmen gezielt Spionage-Chips eingeschleust haben soll. Ein durchwachsener Arbeitsmarktbericht aus den USA konnte all dies nicht mildern.
Wie beim EuroStoxx ging es auch an den wichtigsten Länderbörsen deutlich bergab. Der französische Cac 40 sank um fast 1 Prozent auf 5359,36 Zähler. Für den britischen FTSE 100 ging es sogar um 1,35 Prozent auf 7318,54 Punkte nach unten.
Vor allem die populären Technologie-Aktien litten unter den neuerlichen geopolitischen Spannungen. Im europäischen Branchenvergleich war ihr Teilindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 mit einem Verlust von 2,15 Prozent nahezu ganz unten zu finden. Noch schlechter lief es nur noch für den Bergbauindex mit minus 2,5 Prozent. Ein ausgeglichenes Ergebnis konnte am Ende nur der Mediensektor erreichen, Gewinner gab es im Branchentableau keine.
In London standen unter den Einzelwerten die Aktien von Intu Properties im Anlegerfokus. Übernahmespekulationen liessen die Titel der britischen Immobiliengesellschaft um knapp 27 Prozent nach oben schiessen. Medienberichten zufolge erwägt die von der Peel Group und der Olayan Group kontrollierte Brookfield Property Group ein Gebot.
In Mailand sorgte einmal mehr die Aktie von Juventus Turin für Aufsehen. Die Verpflichtung von Cristiano Ronaldo, die den Papieren im September noch ein Elfjahreshoch beschert hatte, wird für Anleger zunehmend zur Retourkutsche. Am Markt galten Ermittlungen gegen den Superstar wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung als Grund dafür, dass die Titel am Freitag nochmals um 10 Prozent absackten. Seit dem Sprung über die Marke von 1,80 Euro haben sie nun schon wieder ein Drittel an Wert verloren.
Mit einem Kursrutsch um 6 Prozent sorgten die Aktien der Danske Bank im Finanzsektor für Gesprächsstoff. Anleger quittierten damit die Angst vor zusätzlichen Strafzahlungen wegen des laufenden Geldwäsche-Skandals. Auch italienische Branchentitel standen wieder unter Druck, allen voran Intesa Sanpaolo mit einem Abschlag von 3 Prozent. An der Mailänder Börse blieben Aktienwerte am Freitag allgemein auf Talfahrt.
An der Amsterdamer Börse büssten die Anteilsscheine von Signify fast 3 Prozent an Wert ein. Den Anstoss dazu gab eine negative Analystenstimme: Leo Carrington von der Credit Suisse glaubt wegen Preis- und Wettbewerbsdrucks nicht an ein Ergebnis auf dem Spitzenniveau von 2017 und bezeichnete die Bewertung der Aktie in einer Ersteinschätzung als «nicht günstig». (awp/mc/ps)