Paris – Aussagen der neuen US-Notenbankchefin Janet Yellen haben den Börsen in Europa am Dienstag kräftig Auftrieb gegeben. Die angekündigte «grosse Kontinuität» in der eingeschlagenen Geldpolitik in den Vereinigten Staaten half dem EuroStoxx 50 , seine Erholungsbewegung aus der vergangenen Woche fortzusetzen. Der Leitindex der Eurozone beendete den Handel auf Tageshoch mit plus 1,47 Prozent bei 3077,08 Punkten. Seit Jahresbeginn steht damit noch ein Minus von einem Prozent zu Buche. Der französische Cac-40-Index gewann am Dienstag 1,09 Prozent auf 4283,32 Punkte. Für den wichtigsten Index der Londoner Börse, den FTSE 100, ging es um 1,23 Prozent auf 6672,66 Punkte nach oben. Verluste von etwas mehr als einem Prozent verzeichnete dagegen der griechische Athex Composite.
Die Anleger hätten auf Kontinuität in der US-Geldpolitik gesetzt, hatte Händlerin Anita Paluch von der Varengold Bank bereits vorab gesagt. Diese wurde nun von Yellen bekräftigt. Die milliardenschweren Wertpapierkäufe, mit der die Fed die Wirtschaft anschieben will, würden «in massvollen Schritten» weiter verringert, soweit sich die konjunkturelle Erholung fortsetze, hiess es. Die Geldpolitik der Fed werde aber noch lange nach Einstellung der Wertpapierkäufe locker bleiben. Mit Blick auf den Arbeitsmarkt sagte Yellen, dass mehr getan werden müsse, um ihn zu unterstützen.
Im 19 Branchen umfassenden Stoxx Europe 600 gab es keine Verlierer. Die geringsten Gewinne verzeichnete der Nahrungsmittelsektor mit plus 0,50 Prozent. Hier belasteten vor allem Verluste der Aktien von Nestle und L’Oreal. Der teilweise Ausstieg des Grossaktionärs Nestle und ein enttäuschendes operatives Ergebnis drückten die Papiere des französischen Kosmetikherstellers um 3,26 Prozent nach unten. Damit waren sie Schlusslicht im EuroStoxx 50, den sie allerdings noch am Vortag mit mehr als vier Prozent angeführt hatten. Im SMI büssten die Nestle-Papiere als einziger Verlierer 0,81 Prozent ein.
Im sehr freundlichen Umfeld zeigten sich zudem die Papiere von Sanofi kaum verändert mit plus 0,07 Prozent. Sie litten vor allem unter weiteren zahlreichen Kurszielsenkungen von Analysten, nachdem der Pharmakonzern am Donnerstag mit seiner Jahresbilanz enttäuscht hatte.
Prozentual stärkste Branche war die der Automobilhersteller und -zulieferer mit einem Plus von 2,90 Prozent. Die Aktie von Michelin stand besonders im Fokus, denn trotz eines rückläufigen Umsatzes und Gewinns im abgelaufenen Jahr erhöht der Reifenhersteller seine Dividende auf 2,50 Euro.
Im britischen FTSE 100 zogen vor allem die Papiere von Barclays Aufmerksamkeit auf sich. Sie büssten ihre Gewinne aus dem frühen Handel ein und gingen als schwächster Wert mit minus 3,75 Prozent aus dem Tag. Die Grossbank erklärte das laufende Jahr zu einem weiteren Übergangsjahr. Die Papiere von GlencoreXstrata rückten um 2,09 Prozent vor. Der Bergbaukonzern hatte im Schlussquartal 2013 seine Kupferförderung deutlich ausgebaut. Zudem sanken an der Börse in London die Anteilsscheine von Thomas Cook nach Zahlen zum ersten Geschäftsquartal um 1,29 Prozent. Die Unruhen in Ägypten und der verlustreiche Verkauf von Konzerntöchtern hatten dem Reiseveranstalter zum Winterstart zugesetzt. (awp/mc/pg)