London – Die europäischen Börsen haben am Donnerstag ihren Aufwärtstrend fortgesetzt. Neben einigen freundlich aufgenommenen Unternehmensnachrichten sorgten eine Auktion italienischer Staatsanleihen und die anhaltende Rekordjagd an der Wall Street für positive Impulse. Der EuroStoxx 50 schloss 0,48 Prozent fester bei 2.674,33 Punkten und legte damit den vierten Tag in Folge zu. In Paris verabschiedete sich der Cac 40 mit einem Plus von 0,85 Prozent bei 3.775,66 Punkten aus dem Handel und der Londoner FTSE 100 gewann 0,45 Prozent auf 6.416,14 Punkte.
Das von politischem Stillstand bedrohte Italien hatte sich günstiger als zuletzt frisches Kapital besorgen können. Allerdings gelang es nicht, so viel Geld einzusammeln wie geplant. Derweil hangeln sich Dow Jones Industrial und S&P-500-Index von einem Hoch zum nächsten – beide US-Indizes zeigen sich derzeit so stark wie nie zuvor. Von einem Experten hieß es, die Aktienmärkte würden derzeit von der weiter lockeren US-Geldpolitik und den aggressiven Maßnahmen der japanischen Notenbank gestützt. Ungeachtet des jüngsten Höhenflugs kann er sich höchstens eine kleinere zwischenzeitliche Korrektur vorstellen.
Branchenseitig wurden die Finanzdienstleister von den Investoren favorisiert. Im Stoxx Europe 600 rückte der Sektorindex um 1,49 Prozent vor. Die Titel der Man Group gewannen 6,76 Prozent, nachdem der börsennotierte Hedge-Fonds mitgeteilt hatte, er müsse nach Absprache mit den britischen Aufsichtsbehörden dank neuer Regulierungsbestimmungen künftig keinen Risikopuffer von 300 Millionen US-Dollar mehr vorhalten.
Mit Axa lieferte ein weiteres Unternehmen aus der Finanzbranche positive Nachrichten: Nachdem der französische Versicherer sich von seinem US-Lebensversicherer Mony Life getrennt hatte, verteuerten sich die Aktien um 1,61 Prozent. Die Tochter geht für umgerechnet rund 810 Millionen Euro an den US-Konkurrenten Protective Life.
Auch der Einzelhandelssektor zeigte sich mit plus 1,08 Prozent stark. Hier stützten die Aktien von Marks & Spencer, die an der «Footsie»-Spitze 4,33 Prozent gewannen. Sie profitierten damit von einem in den 13 Wochen bis Ende März besser als erwartet ausgefallenen Umsatzwachstum britischer Geschäfte, die mindestens seit einem Jahr bestehen. Die Titel des spanischen Konkurrenten Inditex stiegen im EuroStoxx um überdurchschnittliche 0,83 Prozent
Einzige Verlierer im Stoxx Europe 600 waren indes der Rohstoff- und der Autosektor mit Abschlägen von 0,95 und 0,21 Prozent. Händler verwiesen auf die Aussagen des im «Footsie» notierten russischen Bergbaukonzerns Evraz, der die Aussichten für den Stahlmarkt als «fragil» bezeichnet hatte. Die Evraz-Papiere brachen daraufhin als schwächster Index-Wert um 11,40 Prozent ein. Auch andere Branchenwerte wie Eurasian und Fresnillo wurden davon stark in Mitleidenschaft gezogen. Im EuroStoxx büssten die Anteilsscheine des Stahlkonzerns ArcelorMittal 1,43 Prozent ein, was den zweitletzten Platz im Leitindex bedeutete. (awp/upd/mc/ps)