EU-Schluss: Gewinne – EZB-Zinsentscheid bremst nur leicht
Paris – Auch am Donnerstag hat die Krise auf der Krim an den europäischen Aktienmärkten nur noch eine untergeordnete Rolle gespielt. Die wichtigsten Indizes konnten zulegen. Die Entscheidung der Europäischen Zentralbank EZB, die Zinsen auf ihrem derzeitigen Stand zu belassen und ihre Geldpolitik nicht weiter zu lockern, dampfte die Kursgewinne allerdings etwas ein. Der EuroStoxx 50 baute sein Plus der beiden Vortage um 0,27 Prozent auf 3144,53 Punkte aus. Dem marktbreiten Stoxx 600 gelang derweil im Verlauf sogar der Sprung auf den höchsten Stand seit 2008. Das schaffte auch der Pariser Cac-40-Index , der am Schluss 0,59 Prozent gewann auf 4417,04 Punkte. In London zog der tags zuvor leichtere FTSE 100 UKX.ISE> um 0,19 Prozent an auf 6788,49 Punkte.
Die EZB begründete ihr Stillhalten bei den Zinsen mit einer zuletzt guten wirtschaftlichen Entwicklung im Währungsraum. Die Konjunkturdaten seit der letzten Zinssitzung vom Februar hätten unter dem Strich positiv überrascht, sagte EZB-Chef Mario Draghi. Einige hätten zuvor wohl wegen niedriger Inflationsraten auf sinkende Leitzinsen gesetzt, kommentierte Marktanalyst Jasper Lawler vom Broker CMC Markets. Angesichts der wirtschaftlichen Daten sei es aber ein logischer Schritt von Draghi, die Leitzinsen auf ihrem aktuellen Stand zu lassen. In der Krim-Krise verhängten USA und Europa unterdessen erste Sanktionen gegen Russland, nachdem das prorussische Krim-Parlament ein schnelles Referendum über einen Anschluss an Russland durchführen will. Allerdings werteten Börsianer die Auseinandersetzung als eine politische – die grössten Sorgen um eine militärische Eskalation scheinen vorbei.
Bester Index in der Branchenübersicht war der Stoxx Europe 600 Construction & Materials für Bau- und Baustoffkonzerne mit plus 1,20 Prozent. Angetrieben wurde er dabei aber vor allem von den Papieren des Mischkonzerns Bouygues , die mit plus 6,59 Prozent vom Übernahmepoker im französischen Telekomsektor profitierten.
Bouygues wurde im Bieterrennen um den zweitgrössten Mobilfunkanbieter Frankreichs SFR konkret und bietet Vivendi 10,5 Milliarden Euro in bar. Inklusive erwarteter Synergien bewerte die Offerte SFR mit 19 Milliarden Euro, hiess es vom Mischkonzern. Auch Altice, der Grossaktionär des Kabelnetzbetreibers Numericable, hat seine Karten für den Mobilfunker auf den Tisch gelegt, wie der bisherige Eigentümer Vivendi am Mittwochabend mitteilte. Die Konditionen sind aber noch nicht offiziell.
Orange SA kletterten nach Zahlen um 10,53 Prozent. Der Ausblick für das operative Ergebnis des laufenden Jahres übertraf die Analystenerwartungen und überlagerte damit eine Dividendenkürzung. Für eine insgesamt unauffällige Entwicklung des Telekom-Branchenindex sorgten die Verluste der T-Aktie . Nach Zahlen lagen die Papiere der Deutschen Telekom mit 3,61 Prozent Minus am Ende von EuroStoxx und Stoxx 50 .
An der Spitze des «Footsie» gewannen Aviva als bester Wert 8,13 Prozent und erklommen den höchsten Stand seit 2008. Der Versicherer übertraf für das abgelaufene Jahr die Gewinnerwartungen. Zudem sprach der Broker Panmure für die Titel eine Kaufempfehlung aus. Ebenfalls stark in London zeigten sich die Papiere von Schroders mit Gewinnen von 5,29 Prozent. Der Vermögensverwalter hatte seine Dividende hochgeschraubt nach einem starken Anstieg beim Vorsteuergewinn 2013. (awp/mc/pg)