London – Der Schock über die jüngsten Entscheidungen der Europäischen Zentralbank hallt an den Börsen noch etwas nach. Die wichtigsten europäischen Indizes schlossen am Freitag leicht im Minus, nachdem sie am Donnerstag noch eingebrochen waren. Für etwas Entspannung sorgten am Nachmittag gute Daten vom US-Arbeitsmarkt, die für einen Kurssprung an der Wall Street gesorgt hatten.
Der EuroStoxx-50-Index schloss 0,38 Prozent tiefer bei 3330,75 Punkten, nachdem er am Donnerstag noch um 3,61 Prozent in die Knie gegangen war. Die geldpolitischen Lockerungsmassnahmen der EZB hatten die Anleger schwer enttäuscht. Auf Wochensicht ergab dies ein Minus von 4,54 Prozent – der grösste Abschlag seit August.
Der Pariser CAC-40-Index gab um 0,33 Prozent auf 4714,79 Punkte nach. Ausserhalb der Eurozone verlor der FTSE-100-Index in London 0,59 Prozent auf 6238,29 Punkte.
Schlechtester Sektor waren in Europa die Energiewerte mit einem Minus von rund 2 Prozent. Zuvor war der Ölpreis unter Druck geraten. Börsianer begründeten dies mit Signalen, wonach die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) die Förderung innerhalb des Kartells nicht einschränken könnte. Im Sog dessen stoppten die Rohstoffwerte ihre am Vormittag begonnene Erholung und fielen um rund anderthalb Prozent.
Dementsprechend zählten in London Aktien von Rohstoffunternehmen zu den grössten Verlierern. So büssten Anglo American 2,79 Prozent und Glencore mehr als 3 Prozent ein.
Gegen Börsenschluss in Europa wurde dann bekannt, dass die Opec ihre Förderpolitik trotz des derzeit äusserst niedrigen Ölpreises tatsächlich weitgehend unverändert lässt. «Wir können derzeit keine Zahlen festlegen, und haben beschlossen, die Entscheidung auf kommendes Jahr zu verschieben», sagte Generalsekretär Abdalla Salem El-Badri.
Am EuroStoxx-Ende sackten die Papiere von Total um mehr als 2 Prozent ab. Tagesgewinner in dem europäischen Auswahlindex aber waren die Anteilsscheine von Axa mit einem Kursplus von mehr als 3 Prozent. Die Aktien reagierten sehr positiv auf das Vorhaben des französischen Versicherers, künftig 45 bis 55 Prozent vom bereinigten Gewinn als Dividende auszuschütten. Bisher hatte die Spanne bei 40 bis 50 Prozent gelegen.
Die Papiere von Vivendi wiederum fielen um 0,61 Prozent. Die Franzosen hatten Spekulationen über einen möglichen Zusammenschluss mit Telecom Italia eine Absage erteilt.
Favorit im FTSE 100 waren die Aktien von Berkeley, die um rund siebeneinhalb Prozent nach oben schnellten. Der Hausbauer hatte nach einem Umsatzsprung im ersten Geschäftshalbjahr seine Dividende deutlich angehoben. (awp/mc/upd/ps)