Paris – Nach der jüngsten Zwischenerholung an Europas wichtigsten Aktienmärkten haben die Anleger am Freitag wieder eine Atempause eingelegt. Nachrichtlich dominiert wurde die abgelaufene Woche vom weiter schwelenden Handelsstreit zwischen China und den USA. Vor dem Wochenende hätten nun viele Anleger ihre Positionen glattgestellt, um nicht wie am vergangenen Montag von den jederzeit drohenden Twitter-Botschaften von US-Präsident Donald Trump auf dem falschen Fuss erwischt zu werden, sagte ein Händler.
So ging es für den EuroStoxx letztlich um 0,38 Prozent auf 3425,64 Punkte nach unten. Auf Wochenbasis resultierte daraus für den Leitindex der Eurozone jedoch ein Plus von knapp 2 Prozent. Der Cac 40 in Paris schloss am Freitag 0,18 Prozent tiefer bei 5438,23 Punkten. In London verlor der FTSE 100 0,07 Prozent auf 7348,62 Punkte.
Thema des Tages war die Furcht der europäischen Essensauslieferer vor einem von Amazon finanziell geförderten Konkurrenten Deliveroo. Der Online-Gigant bestätigte, sich an dem privaten Unternehmen als grösster Investor beteiligen zu wollen. Damit droht den etablierten Anbietern ein zunehmender Preisdruck die Margen zu belasten. Die Aktien von Just Eat sackten als klares Schlusslicht im FTSE-Index um mehr als 8 Prozent ab. Die Papiere der niederländischen Takeaway.com verloren 4,6 Prozent.
Die Aktien von ArcelorMittal setzten ihre steile Abwärtsbewegung seit Mitte April mit einem Kursabschlag von 3,8 Prozent fort. Damit summiert sich das Kursminus seit 17. April nun bereits auf mehr als 30 Prozent. Zugleich war dies für die Anteilscheine des weltgrössten Stahlkonzerns der zehnte Handelstag in Folge mit einem negativen Vorzeichen und damit deren längste Verlustserie seit 1997.
An der Spitze des FTSE 100 zogen die Anteilscheine von Easyjet um 5,3 Prozent an. Teurer Treibstoff und gesunkene Ticketpreise hatten den britischen Billigflieger zwar im Winterhalbjahr tiefer in die roten Zahlen getrieben. Anleger begrüssten jedoch, dass Easyjet nun unter anderem den Flugplan optimieren will, um die Kosten pro verkauftem Ticket zu senken.
Einen Kurseinbruch von gut 40 Prozent und ein weiteres Rekordtief mussten die Papiere von Thomas Cook hinnehmen. Die US-Bank Citigroup hatte die Aktien von «Neutral» auf «Sell» abgestuft und ein Kursziel von null Pence genannt. Analyst James Ainley hält die Titel des Touristikkonzerns damit für praktisch wertlos. Er monierte die schwachen Zahlen und den enttäuschenden Ausblick des Unternehmens. In der Wintersaison hatte der Konzern mit Marken wie Neckermann Reisen einen Milliardenverlust verzeichnet.
In Zürich sicherten sich die Papiere von Richemont mit einem Plus von 2,8 Prozent den ersten Platz im Leitindex SMI . Der schweizerische Uhren- und Schmuckhersteller hatte im vergangenen Jahr dank Übernahmen und gut laufender Geschäfte in China deutlich zugelegt.
Positive Quartalszahlen gab es auch von Vallourec . Der Stahlrohrhersteller habe beim Umsatz und beim operativen Ergebnis die Markterwartungen übertroffen, lobten die Analysten von Goldman Sachs. Die Aktien zogen um 8,4 Prozent an./edh/he