EU-Schluss: ESTX50 gibt 0,9% auf 3’577 Punkte nach
London – Frühe Gewinne sind an den europäischen Börsen am Donnerstag noch in deutliche Verluste umgeschwenkt. Der EuroStoxx 50 rutschte nach dem Mittag immer weiter ab und büsste am Ende 0,88 Prozent auf 3577,35 Punkte ein. Er erreichte so den tiefsten Stand seit vier Wochen. Die auf Touren kommende Berichtssaison war für den Markt an diesem Tag eher ein Stolperstein. Negativ wirkten sich vor allem der anziehende Euro, aber auch erneut steigende Renditen am Anleihemarkt aus.
Lange Zeit waren bei Anlegern gute Vorgaben aus Übersee und solide Wirtschaftsdaten aus verschiedenen Euroländern als Stütze angesehen worden. Dann aber setzte mit dem Euro, der sich wieder der Marke von 1,25 US-Dollar näherte, ein plötzlicher Kursrutsch ein. Experten verwiesen dabei auch auf charttechnische Gründe: Der Eurostoxx war erstmals seit Wochen unter die vielbeachtete 50-Tage-Linie abgesackt, die als mittelfristiger Indikator gilt.
Angeführt wurde der Kursrutsch vom deutschen Dax mit seinem Minus von 1,4 Prozent. Der Negativtendenz konnten sich auch andere wichtige Länderbörsen nicht entziehen. Der französische CAC 40 fiel um ein halbes Prozent auf 5454,55 Zähler und der Londoner FTSE 100 gab um 0,57 Prozent auf 7490,39 Punkte nach.
Auf Zahlenvorlagen reagierten die Anleger an diesem Donnerstag überwiegend negativ, die Kurse gaben in der Mehrzahl nach. So rutschten die Papiere des dänischen Insulinherstellers Novo Nordisk nach schwachen Prognosen für dieses Jahr um 7 Prozent ab. Gesundheitswerte standen derweil aber marktbreit unter Druck, wie das Minus von 1,85 Prozent bei ihrem Branchenindex zeigt.
Kursverluste verbuchten auch Schwergewichte wie Roche, Royal Dutch Shell oder Vodafone. Hier reichten die Abschläge von 2,5 bis zu 4,5 Prozent. Bei Roche bemängelte Analyst David Evans vom Investmenthaus Kepler Cheuvreux einen schwachen Ausblick des Pharmariesen auf das operative Geschäft in diesem Jahr.
Bei Shell sprach Marktexperte David Madden von CMC Markets von Gewinnmitnahmen. Michelle della Vigna von Goldman Sachs bemängelte derweil, dass der Ölkonzern weniger Barmittel erwirtschaftet habe als erwartet. Diese gelten oft als Stellschraube für die Dividende. Vodafone enttäuschte beim Umsatz. Die Ergebnisse im dritten Quartal seien hier «bestenfalls gemischt» ausgefallen, merkte Alexander Irving vom Investmenthaus Bernstein an.
Nach Zahlen gab es aber auch Lichtblicke: Allen voran sprangen Papiere von Nokia an der Eurostoxx-Spitze um fast 12 Prozent nach oben. Analyst Sébastien Sztabowicz von Kepler Cheuvreux sprach bei dem Netzwerkausrüster von optimistischen Zielen für das Jahr 2020. Titel von Ericsson rückten im Schlepptau um 3 Prozent vor und erholten sich so etwas von ihrem Kursrutsch vom Vortag.
In Paris verteuerten sich Dassault Systemes um 6,5 Prozent. Der französische Entwickler von Software für die Rüstungsindustrie hat die Barmittel im vergangenen Jahr um ein Fünftel erhöht. (awp/mc/ps)