London – Der Handelskonflikt zwischen den USA und China hat sich am Donnerstag als schwere Bürde für Europas Aktienmärkte erwiesen. Der EuroStoxx 50 als Leitindex für die Eurozone büsste 1,95 Prozent auf 3350,71 Punkte ein auf den tiefsten Stand seit Ende März. Im Verlauf des Handels hatten sich die Verluste immer mehr ausgeweitet.
«Die Märkte sind in Aufruhr», sagte Analyst David Madden von CMC Markets. Die Aussicht auf einen eskalierenden Konflikt in Sachen Handel jage den Börsianern regelrecht Angst ein. «Nichts wie weg», laute gegenwärtig die Devise an den Aktienmärkten, nachdem US-Präsident Donald Trump den Handelskonflikt mit der Androhung neuer Strafzölle wieder angeheizt habe.
In Paris ging es mit dem Cac 40 um 1,93 Prozent abwärts auf 5313,16 Punkte. In London fiel der FTSE 100 um 0,87 Prozent auf 7207,41 Punkte.
Kurz vor der Fortsetzung der Verhandlungen an diesem Tag in Washington hatte US-Präsident Donald Trump der Regierung in Peking erneut Wortbruch vorgeworfen. Er bekräftigte während einer Wahlkampfveranstaltung in Florida zudem, ab Freitag die bereits geltenden Sonderzölle auf Importe aus China von 10 auf 25 Prozent anheben zu wollen. China kündigte indes «notwendige Gegenmassnahmen» an.
Branchenweit gab es mit Ausnahme des Immobiliensektors, der leicht zulegte, in Europa nur Verlierer. Der Autosektor war mit minus 2,9 Prozent am schwächsten, denn Zölle würden die Autohersteller und Zulieferer mit am stärksten treffen.
Unter den Einzelwerten richtete sich der Blick der Anleger vor allem auf jene Unternehmen, die Quartalszahlen vorlegten. So büssten in Paris die Anteile von ArcelorMittal gut sechs Prozent ein. Analyst Eugene King von Goldman Sachs bemängelte, dass das operative Ergebnis des Stahlkonzerns im ersten Quartal etwas unter den Erwartungen gelegen habe. Überkapazitäten und sinkende Preise hatten ins Kontor geschlagen.
In der Schweiz gaben die Anteile des Versicherers Zurich Insurance um 1,7 Prozent nach. Zum Jahresauftakt verzeichnete das Unternehmen in allen Geschäftsregionen Wachstum, doch der starke Dollar zehrte die Prämienzuwächse vor allem in Europa auf.
Eine überraschend geringe Strafe wegen verbotener Geschäfte mit dem Iran bescherte der Grossbank Unicredit im ersten Quartal einen höher als erwarteten Gewinn. Die Aktie konnte sich dem starken Abwärtssog am Markt jedoch nicht entziehen und verlor 2,7 Prozent. (awp/mc/ps)