Paris – Die Aussicht auf weiteres billiges Notenbankgeld hat den EuroStoxx 50 am Donnerstag angetrieben. Beobachtern zufolge erfreuten entsprechende Andeutungen des Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, zur Geldpolitik die Anleger.
Der EuroStoxx baute seine jüngsten Kursgewinne aus und stieg um 0,68 Prozent auf 3076,63 Punkte. Aktuell steht der Leitindex der Eurozone wieder auf dem Stand von Anfang September.
In Paris gewann der CAC 40 0,44 Prozent auf 4540,12 Punkte. Der Londoner FTSE 100 hingegen litt etwas unter Verlusten bei den schwer gewichteten Rohstoffwertenund rückte nur um 0,07 Prozent auf 7026,90 Punkte vor.
Laut Analyst Ralf Umlauf von der Landesbank Helaba wird nun eine zeitliche Ausdehnung der Anleihekäufe durch die EZB für wahrscheinlicher gehalten als ein baldiges Ausklingenlassen des Programms. Er begründete dies damit, dass Draghi auf Abwärtsrisiken und die Notwenigkeit eines weiterhin hohen monetären Stimulus zur Stützung der Konjunktur hingewiesen habe.
Die Währungshüter hatten zudem beschlossen, den Leitzins im Euroraum, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Zentralbankgeld besorgen können, auf dem Rekordtief von null Prozent zu belassen.
Aus Branchensicht hatten europaweit Bankaktien mit plus 1,26 Prozent die Nase vorn. Die Anleger freute offenbar, dass die EZB den Finanzinstituten wohl bis auf weiteres kräftig Staats- und Unternehmensanleihen abkauft.
Medienwerte hingegen fielen als Schlusslicht in der Branchenübersicht um 1,65 Prozent. Die Expertin Tamsin Garrity vom Analysehaus Jefferies sieht die europäischen Medienunternehmen bereits zum dritten Quartal mit einem gebremsten Werbegeschäft konfrontiert. Am FTSE-100-Ende büssten die Aktien von WPP , Sky und ITV jeweils gut 3 Prozent an Wert ein.
Auf Unternehmensseite beschäftigten ansonsten vor allem zahlreiche Bilanzen die Anleger: Wenig erfreut reagierten die Investoren auf einen Gewinn- und Umsatzrückgang bei Philips Lighting im dritten Quartal und eher verhaltenen Zukunftsaussagen des Leuchtmittelherstellers. Der niederländische Osram-Wettbewerber richtet sich auf eine schwächere Nachfrage in einigen Märkten ein. Die Aktien verloren rund 5 Prozent an Wert.
Ein gesenkter Ausblick für das Wachstum aus eigener Kraft belastete auch die im Auswahlindex Stoxx Europe 50 notierten Nestlé-Papiere – sie gaben um knapp 1 Prozent nach. Der schweizerischen Lebensmittelhersteller schätzt seine Wachstumschancen vor allem wegen der Schwäche in Schwellenländern nun pessimistischer ein.
Der Pharmakonzern Roche konnte trotz eines Neunmonats-Plus beim Umsatz die Anleger nicht bei der Stange halten: Die Aktien verloren moderat und knüpften damit an ihren seit Ende September nahezu ungebrochenen Abwärtstrend an. Analyst Bruno Bulic von der Baader Bank verwies unter anderem auf die sich abschwächende Wachstumsdynamik etwa im Brustkrebsgeschäft in einigen wichtigen Märkten wie etwa den USA. (awp/mc/hfu)