London – Europas Aktienmärkte haben eine weitere Handelswoche deutlich im roten Bereich beendet. Nachdem der EuroStoxx 50 bereits die Vorwoche mit dem grössten Verlust seit August abgeschlossen hatte, folgte nun ein Wochenminus von 3,83 Prozent. Globale Konjunktursorgen angesichts des Ölpreisverfalls, die fallende Wall Street sowie der steigende Eurokurs drückten den europäischen Leitindex am Freitag noch einmal klar in die Verlustzone.
Der EuroStoxx fiel am Freitag auf den tiefsten Stand seit Mitte Oktober zurück und schloss 2,04 Prozent tiefer bei 3203,21 Punkten. Damit schmolz der Gewinn seit Jahresbeginn auf knapp 2 Prozent zusammen. Der CAC-40-Index in Paris büsste am Freitag 1,84 Prozent auf 4549,56 Punkte ein. In London sackte der FTSE 100 erstmals seit Ende Oktober wieder unter die Marke von 6000 Punkten und knickte um 2,22 Prozent auf 5952,78 Punkte ein.
Zudem hielten sich die Anleger vor der mit Spannung erwarteten Sitzung der US-Notenbank (Fed) zurück. Die Fed wird nach Meinung von Experten am Mittwoch wohl die erste Leitzinserhöhung seit der schweren Finanz- und Wirtschaftskrise beschliessen. Höhere Zinsen verringern jedoch die Attraktivität von Aktien gegenüber festverzinslichen Wertpapieren.
Die Ölpreise beschleunigten ihre Talfahrt und fielen auf mehrjährige Tiefstände. Dies schürte einmal mehr Befürchtungen bezüglich einer schwächeren Nachfrage nach dem wichtigen Rohstoff. Gleichzeitig ist ein Ende des Überangebotes nicht in Sicht.
Der Eurokurs zog derweil weiter an und war sogar kurz wieder über 1,10 US-Dollar gesprungen. Die starke Gemeinschaftswährung verringert die Exportchancen hiesiger Unternehmen in Länder ausserhalb des Euroraums.
Aus Branchensicht gab es am Freitag nur Verlierer. Am stärksten unter Druck gerieten einmal mehr die Rohstoffkonzerne mit minus 4,12 Prozent sowie die Energieunternehmen mit einem Abschlag von 3,63 Prozent. In London büssten die Anteilsscheine von Unternehmen wie Rio Tinto, Royal Dutch Shell und Anglo American zwischen 4 und 8 Prozent ein.
Am Ende des FTSE 100 weiteten die Papiere von Old Mutual ihre Vortagesverluste aus und fielen um 10,62 Prozent. Der britische Lebensversicherer ist stark in Südafrika engagiert und leidet deshalb aktuell unter der anhaltenden Schwäche der Landeswährung Rand. Er fiel zu US-Dollar und Euro auf neue Rekordtiefstände. Jüngster Auslöser war die Absetzung des international geschätzten Finanzministers Nhlanhla Nene durch Präsident Jacob Zuma am Mittwoch. Darüber hinaus leidet Südafrika unter einer Reihe wirtschaftlicher Probleme, weswegen es als mit am anfälligsten für steigende Zinsen in den USA gilt.
Im EuroStoxx waren die Papiere von Inditex noch der beste Wert mit einem Minus von 0,22 Prozent auf 32,035 Euro. Die US-Investmentbank Goldman Sachs hatte in einer aktuellen Analystenstudie den spanischen Modekonzern nach der Bekanntgabe von Geschäftszahlen auf der «Conviction Buy List» belassen, einer Liste mit den stärksten Kaufempfehlungen. Inditex habe über ein starkes drittes Quartal berichtet, schrieb Analyst Richard Edwards. Auch die Geschäftsentwicklung in den ersten Wochen des Schlussquartals sehe gut aus. (awp/mc/upd/ps)