Eurokurs unter Druck – Politik-Turbulenzen in Italien verunsichern
Frankfurt – Erneut hat die politische Unsicherheit in Italien den Eurokurs auf Talfahrt geschickt. Die europäische Gemeinschaftswährung fiel bis am Montagnachmittag bis auf 1,1608 US-Dollar. Dies war der niedrigste Stand seit November 2017. Im frühen Handel war er noch bis auf 1,1728 Dollar gestiegen.
Auch gegenüber dem Schweizer Franken ist der Euro weiter auf dem Rückzug. Nach anfänglichen Gewinnen fiel die Gemeinschaftswährung bis am Nachmittag auf 1,1534 Franken zurück. Am Morgen noch hatte die Gemeinschaftswähung die Marke von 1,16 Franken zurückerobert. Der Dollar/Franken-Kurs liegt am Montagnachmittag mit 0,9936 Franken hingegen etwas höher als noch am Morgen.
Von dem vorläufigen Aus für eine eurokritische italienische Regierung aus Fünf-Sterne-Bewegung und Lega hatte der Eurokurs nur im frühen Handel profitiert. Staatspräsident Sergio Mattarella hatte sich geweigert, den Euro-Kritiker Paolo Savona zum Finanzminister zu ernennen. Jetzt soll zunächst eine Technokratenregierung gebildet werden. Bereits am Vormittag drückten die Sorgen über die wirtschaftspolitische Zukunft des Landes den Eurokurs wieder nach unten.
Ökonomen schauen mit grosser Skepsis auf Italien. «Denn aus heutiger Sicht ist der Amtsantritt einer italienischen Regierung, die auf Konfrontationskurs zur EU geht und deren Regeln missachtet, nur aufgeschoben», kommentierte Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen. Tatsächlich darf die rechtspopulistische Lega laut Umfragen bei Neuwahlen auf kräftige Stimmengewinne hoffen.
«Krise in Italien nicht gelöst»
«Die politische Krise ist nicht gelöst und die Skepsis gegenüber Europa, aber auch den italienischen Institutionen, dürfte weiter wachsen», schrieb Stefan Bielmeier, Chefvolkswirt der DZ Bank. «Vielen Investoren, die lange das Italien-Risiko unterschätzt haben, dürfte bewusst sein, dass die Probleme allenfalls aufgeschoben und nicht aufgehoben sind.» Ohne eine Lösung der Krise in der drittgrössten Volkswirtschaft der Eurozone sei auch eine Rückkehr der Eurostaatenfinanzkrise nicht ausgeschlossen.
Eine deutliche Vereinfachung der Geldpolitik in der Türkei verlieh der Landeswährung Lira am Montag erheblichen Auftrieb. Die Notenbank hatte mitgeteilt, dass anstelle des zuletzt verwendeten Spätausleihungssatzes wieder der einstige Hauptzinssatz für einwöchiges Zentralbankgeld die Schlüsselrolle übernehmen soll.
Er steigt damit zugleich von bisher 8,0 Prozent auf 16,5 Prozent. Das entspricht dem Niveau des zuletzt zentralen Spätausleihungssatzes. Gegen Mittag stieg die Lira zu US-Dollar und Euro um jeweils mehr als drei Prozent. Für einen Dollar mussten 4,60 Lira gezahlt werden, für einen Euro wurden 5,35 Lira fällig. Damit erholte sich die Lira sichtlich von ihrem Sinkflug der vergangenen Wochen, als sie mehrmals auf Rekordtiefstände gefallen war.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,87465 (0,87540) britische Pfund, 127,33 (127,72) japanische Yen und 1,1577 (1,1593) Schweizer Franken fest. Ein Golfixing fand wegen eines Feiertages in Grossbritannien nicht statt. (awp/mc/ps)