Frankfurt am Main – Der Kurs des Euro hat sich am Montag nach frühen Verlusten erholt und stabil über der Marke von 1,27 US-Dollar gehalten. Am Morgen war die europäische Gemeinschaftswährung stark unter Druck geraten und zeitweise auf den tiefsten Stand seit September 2010 gefallen. Händler erklärten die folgende Erholung jedoch lediglich als Kurskorrektur, die Lage bleibe angespannt. Am späten Nachmittag wurde der Euro bei 1,2743 Dollar gehandelt und damit deutlich fester als im frühen Handel. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs gegen Mittag auf 1,2728 (Freitag: 1,2776) Dollar festgesetzt.
Im Handelsverlauf stand ein Treffen der deutschen Kanzlerin Angela Merkel mit dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy zum weiteren Vorgehen in der Schuldenkrise im Fokus. Für die Kurserholung beim Euro nach dem 15-Monatstief im frühen Handel sei dies jedoch kein Grund gewesen, sagte Commerzbank-Währungsexpertin You-Na Park. «Es handelte sich vielmehr um eine Gegenbewegung nach den zuletzt heftigen Kursverlusten.» Anleger hätten die Gelegenheit für Gewinnmitnahmen genutzt. Die Nachrichtenlage bleibe für die Gemeinschaftswährung eher negativ.
Italien- und Spanien-Auktionen im Fokus
Als klaren Belastungsfaktor für den Euro bezeichnete Devisen-Analystin Park unter anderem die anstehenden Refinanzierungsrunden der grossen Krisenländer Spanien und Italien. Beide stehen am Donnerstag und Freitag dieser Woche vor ihren Primärmarkt-Premieren in diesem Jahr, was unter Investoren für Nervosität sorgt. Hinzu kommen neue Probleme in Griechenland: Während eine Einigung über den Schuldenschnitt mit privaten Gläubigern weiter aussteht, hat der Internationale Währungsfonds (IWF) laut Medienberichten das Vertrauen in den Sanierungskurs des Landes verloren. «Wir müssen jetzt handeln. Wir haben keine Zeit mehr», drängte ein Regierungssprecher.
Referenzkurse
Zu anderen wichtigen Währungen hatte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,82400 (0,82640) britische Pfund, 97,87 (98,56) japanische Yen und 1,2139 (1,2177) Schweizer Franken festgelegt. In London wurde der Preis für die Feinunze Gold am Nachmittag mit 1.615.00 (Freitag: 1.616,50) Dollar fixiert. Ein Kilogramm Gold kostete 42.960,00 Euro (Freitag: 42.940,00 Euro).
Kurze CHF-Reaktion auf Hildebrand
Zum Franken kam der Euro am Nachmittag kurzzeitig unter Druck und reagierte damit auf den Rücktritt von Nationalbankpräsident Philipp Hildebrand. Nach einem Rutsch auf 1,2108 CHF erholte sich die Gemeinschaftswährung aber recht zügig und kostete zuletzt wieder 1,2135. Das Direktorium der SNB gab bekannt, dass die aktuelle Geldpolitik mit einem Euro-Franken-Kurs von 1,20 unverändert bleibe und mit aller Entschiedenheit weitergeführt werde. Zudem übernehme Vizepräsident Jordan zunächst den Vorsitz.
«SNB dürfte an ihrer Wechselkurspolitik festhalten»
Händler und Analysten erwarten ebenfalls keine geänderte Politik von der SNB. «Die übrigen Direktoriumsmitglieder Thomas Jordan und Jean-Pierre Danthine stehen voll hinter der aktuellen Geldpolitik», kommentierte ein Marktteilnehmer. Ein Wechsel an der Spitze sollte somit kaum Auswirkungen haben, ob der Wechselkurs verteidigt werden könne oder nicht. Von Jörg Zeuner, Chefökonom der VP Bank, hiess es dazu: «Die SNB dürfte an ihrer Wechselkurspolitik festhalten – diese hat sich bewährt.» Er rechnet aufgrund des Rücktritts nicht mit grösseren Ausschlägen. «Spekulationen über eine Änderung der Schweizer Geldpolitik sind vor der Ernennung eines Nachfolgers verfrüht», so der Experte.
Der Dollar zeigte ebenfalls nur eine kurze Reaktion und kostete zuletzt 0,9529 CHF nach 0,9525 CHF am Mittag. (awp/mc/upd/ps)