Frankfurt am Main – Die sich abzeichnende Einigung der europäischen Staats- und Regierungschefs beim Brüsseler EU-Sondergipfel zur Schuldenkrise hat dem Kurs des Euro am Donnerstag einen Höhenflug beschert. Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung 1,4372 US-Dollar. In der Spitze war der Kurs sogar bis auf 1,4401 Dollar geklettert.
Gegen Mittag hatten noch Aussagen von Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker zu einem möglichen teilweisen Kreditausfall (Selectiv Default) griechischer Staatsanleihen die Währung noch stark belastet und auf ihr Tagestief bei 1,4137 Dollar gedrückt. Als dann am Nachmittag immer mehr Nachrichten zur Einigung beim Gipfel durchsickerten, ging es auch für den Euro steil bergauf. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,4222 (Mittwoch: 1,4207) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,7031 (0,7039) Euro.
Finanzbranche beteiligt sich an Griechenland-Rettung
Erstmals in der dramatischen EU-Schuldenkrise will sich die Finanzbranche freiwillig an der Rettung eines Eurolandes beteiligen. Das geht aus dem Entwurf der Abschlusserklärung des Brüsseler Eurogipfels am Donnerstag hervor. In dem Papier, das der Nachrichtenagentur dpa vorliegt, heisst es: «Der Finanzsektor hat seine Bereitschaft erklärt, Griechenland auf einer freiwilligen Basis mit einer Reihe von Optionen zu unterstützen (…)». Dazu gehört beispielsweise der Umtausch von griechischen Anleihen in neue Bonds mit längeren Laufzeiten.
«Nervosität am Markt erst einmal verflogen»
«Die Nervosität am Finanzmarkt ist mit der Einigung zur Griechenland-Rettung erst einmal verflogen», sagte Marc Burgheim, Leiter des Devisenhandels bei der Bayerischen Landesbank. Es sei klar, dass sie Politik nun liefern und eine Art Marshall-Plan vorlegen muss, der Lösungswege sowohl für Griechenland als auch für die anderen klammen Staaten in Südeuropa einschliesst. «Andernfalls wird es mit dem Euro ganz schnell wieder nach unten gehen», so der Devisenexperte.
Referenzkurse
Zu anderen wichtigen Währungen hatte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,87870 (0,88065) britische Pfund, 112,09 (112,05) japanische Yen und 1,1690 (1,1652) Schweizer Franken festgelegt.
Eurokurs bei 1,1759 Franken
Die europäische Gemeinschaftswährung verteuerte sich nicht nur gegenüber dem US-Dollar, sondern auch gegenüber dem Franken. Das EUR/CHF-Währungspaar kletterte am späten Nachmittag nahe an die Marke von 1,18 CHF. Auf diesem Stand lag der Kurs zuletzt vor gut einer Woche. Aktuell kostet der Euro 1,1759 CHF nach 1,1629 CHF am Mittag. Leicht verbilligt hat sich dagegen der USD, der zu 0,8173 CHF verglichen mit 0,8216 CHF am Mittag gehandelt wird. Der Preis für eine Feinunze Gold wurde in London am Nachmittag mit 1.601,00 (1.586,00) Dollar gefixt. Ein Kilogramm Gold kostete 35.760,00 (35.240,00) Euro. (awp/mc/ps)