Frankfurt am Main – Der Kurs des Euro ist am Donnerstag nach Aussagen von EZB-Präsident Mario Draghi um rund 1,5 Cent nach oben geschossen. Draghi hatte überraschend Signale für mögliche Anleihekäufe durch die Europäische Zentralbank (EZB) gegeben. Der Eurokurs stieg daraufhin auf 1,2287 Dollar. Vor den Aussagen von Draghi hatte er lediglich 1,2118 Dollar gekostet. Aktuell wird die europäische Gemeinschaftswährung zu 1,2262 Dollar gehandelt.
«Die EZB wird alles Notwendige tun, um den Euro zu erhalten», sagte Draghi bei einer Rede in London. Im Rahmen des geldpolitischen Mandats sei die Notenbank bereit, alles Nötige zu tun. «Und glauben Sie mir – es wird ausreichen.» Darüber hinaus sagte Draghi, der Transmissionskanal für die Wirkung der Geldpolitik sei durch das hohe Zinsniveau bei den Staatsanleihen der Krisenländer gestört. Das ist eine Formulierung, mit der die EZB bereits früher Eingriffe am Anleihemarkt begründet hatte.
Laut HSBC-Trinkaus-Experte Thomas Amend dürfte die Notenbank jetzt den Aussagen auch Taten folgen lassen, auch wenn die EZB bisher Anleihekäufen immer sehr skeptisch gegenüber gestanden habe. «Offenbar sind viele Anleger auch auf dem falschen Fuss erwischt worden, da sie auf eine tendenziell weiter fallenden Eurokurs gesetzt haben», sagte Amend. Dies erkläre auch die Stärke des Euroanstiegs. Wie nachhaltig die Wirkung auf den Eurokurs sei, bleibe aber abzuwarten. Amend sieht auch Risiken in möglichen Anleihekäufen: «Zwar könnten die Renditen für Staatsanleihen von Krisenländern gedrückt werden, der Anreiz zu Spar- und Reformmassnahmen wird aber gemindert.»
Franken legt zum Dollar zu
Gegenüber dem Schweizer Franken bewegte sich der Euro im bisherigen Handelsverlauf weiterhin kaum und blieb in seinem Korsett knapp über dem von der SNB festgesetzten Mindestkurs gefangen. Aktuell kostet ein Euro 1,2010 CHF nach 1,2011 CHF am Morgen.
Der Dollar schwächte sich zum Franken im Gleichklang zur Erstarkung des Euro zum Greenback wieder leicht ab und notierte derzeit auf 0,9794 CHF nach 0,9886 CHF am Morgen. Der Angriff auf die Parität scheint damit entgegen den Erwartungen der Devisenhändler noch etwas länger auf sich warten zu lassen. Die Devisenexperten der ZKB gehen nun davon aus, dass sich das Währungspaar kurzfristig zwischen 0,9860 und 0,9920 konsolidiert. Der langfristige Trend zeige aber nach wie vor nach oben. (awp/mc/upd/ps)