Gipfelergebnisse beflügeln Euro
Frankfurt am Main – Der Euro hat am Freitag mit kräftigem Kursauftrieb auf die Ergebnisse des Brüsseler Krisengipfels reagiert. Experten zweifeln allerdings, ob die Beschlüsse das Vertrauen in die Gemeinschaftswährung langfristig stützen können. Nach Bekanntgabe der ersten Einigung legte der Euro im frühen Handel um rund 1,5 Cent zu, bis zum späten Nachmittag konnte er beinahe einen weiteren Cent aufholen. Zuletzt wurde der Kurs knapp unter der Marke von 1,27 US-Dollar notiert. Am Vorabend hatte er noch bei 1,24 Dollar gelegen. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs gegen Mittag auf 1,2590 (Donnerstag: 1,2418) Dollar fest.
Auch zum Franken hat sich zum Euro erstmals seit Wochen wieder etwas verteuert. Im Verlauf des Nachmittags bewegte sich der Kurs der europäischen Einheitswährung recht klar von der Marke von 1,2010 CHF weg, um die er seit gut 2 Monaten in einer engen Bandbreite geschwankt war. Gegen 14.40 Uhr erreichte EURCHF gar ein Tageshoch von 1,2039 CHF, am frühen Abend lag der Kurs noch bei 1,2018. Der USD schwächte sich auch zum Franken deutlich ab und fiel am Nachmittag unter die Marke von 95 Rappen. Am frühen Abend notiert die US-Währung bei 0,9473 CHF.
Hilfe für Euro-Schwergewichte Italien und Spanien
Die obersten europäischen Krisenmanager hatten sich in der Nacht zum Freitag beschlossen, den grossen Euro-Schwergewichten Italien und Spanien unter die Arme zu greifen. Geplant ist offensichtlich, dass die Rettungsfonds EFSF und ESM die Staaten an den Anleihemärkten unterstützen. Darüber hinaus werden die Finanzhilfen für Spanien keinen vorrangigen Gläubigerstatus erhalten. Die öffentlichen Geldgeber würden bei einem Schuldenschnitt also nicht bevorzugt gegenüber privaten Investoren ihre Kredite zurückerhalten. Ausserdem sollen künftig nicht nur Staaten, sondern auch Banken direkt auf die Rettungsfonds zugreifen können – allerdings erst, sobald eine gemeinsame Bankenaufsicht installiert ist.
Experten bleiben zurückhaltend
Obwohl der Gipfel die zuletzt deutlich gesunkenen Erwartungen an den Finanzmärkten damit übertreffen konnte, reagierten Experten überwiegend verhalten. Der positive Effekt dürfe nicht allzu lange anhalten, sagt Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann. Die angedachten Anleihekäufe durch EFSF/ESM könnten sich als Bumerang erweisen, warnt Holger Schmieding, Chefökonom der Berenberg Bank. Die Krisenfonds hätten nur eine begrenzte Feuerkraft und würden Investoren so einladen, gegen sie zu spekulieren. Die auf dem Gipfel verfolgten Pläne könnten letztlich nur funktionieren, wenn die Europäische Zentralbank (EZB) sich entschlossen dahinter stellen würde.
In London wurde der Preis für die Feinunze Gold am Nachmittag mit 1.598,50 (Vortag: 1.558,50) Dollar gefixt. Ein Kilogramm Gold kostete 39.430,00 (39.860,00) Euro. (awp/mc/upd/ps