Europa Schluss: Moderate Gewinne – Zinshoffnung stützt
Paris / London – Europas Aktienmärkte haben am Dienstag ihren tags zuvor unterbrochenen Aufwärtstrend fortgesetzt. Überraschend schwache Wirtschaftsdaten aus der wichtigsten Volkswirtschaft Deutschland interpretierten die Anleger offenbar eher positiv. Die Kursaufschläge an den New Yorker Börsen, wo die Anleger trotz guter heimischer Konjunkturdaten weiter eine deutliche US-Zinssenkung erwarten, gaben aber keinen zusätzlichen Schwung mehr.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss 0,69 Prozent fester mit 4.860,78 Punkten. Für den Schweizer SMI ging es um 0,31 Prozent auf 12.042,78 Zähler bergauf. Der britische FTSE 100 , der sich am Vortag etwas besser als die anderen Indizes gehalten hatte, legte um 0,38 Prozent auf 8.309,86 Punkte zu.
Ungeachtet der US-Daten wies das «Fed Watch Tool» der Optionsbörse CME zuletzt eine Wahrscheinlichkeit von 63 Prozent aus, dass die US-Notenbank Fed am Mittwoch ihre geldpolitische Wende mit einer großen Zinssenkung von 0,5 Prozentpunkten einleiten wird. Der Wert liegt knapp über dem Vortagsniveau – vor einer Woche betrug er lediglich 34 Prozent.
Die Volkswirte der Landesbank Helaba sehen dennoch eine unsichere Ausgangslage in Hinblick auf den Fed-Entscheid. «Die Zinssenkungserwartungen haben weiter zugelegt», hiess es. «Einheitlich ist die Datenlage bisher aber nicht.»
Die ZEW-Umfrage für Deutschland fiel schlechter als erwartet aus, doch hat dies aus Anlegersicht auch seine positive Seite. «Entsprechend werden die konjunkturellen Sorgenfalten tiefer und die Zinssenkungserwartungen bezüglich der EZB tendenziell gestärkt», erklärten die Helaba-Experten.
Mit Einzelhandels- und Technologiewerten legten am Dienstag zwei zinssensible Sektoren vergleichsweise deutlich zu. Auffallend stark präsentierten sich dabei Kingfisher mit gut 11 Prozent Kursplus. Der britische Supermarktbetreiber hatte nach Einschätzung der Analysten von Jeffries zwar nur durchwachsene Zahlen präsentiert, dafür aber den Ausblick angehoben.
Technologiewerte profitierten neben Zinshoffnungen auch von Meldungen aus Übersee. Microsoft will eigene Aktien in Milliardenhöhe zurückkaufen und seinen Aktionären eine deutlich höhere Dividende zahlen. «Nicht nur sorgt eine Verknappung der Aktien eines Unternehmens für Kursfantasie, Microsoft zeigt damit auch, dass es sich trotz hoher Investitionen in die Künstliche Intelligenz die Flexibilität erlauben kann, sehr viel Geld für den Kauf eigener Aktien in die Hand zunehmen», betonte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets.
Ryanair profitierte von Aussagen von Unternehmenschef Michael O?Leary. Einem Medienbericht zufolge sieht er seit August eine Verbesserung der Buchungsdynamik. Die Aktien der irischen Billigfluglinie verteuerten sich um 5,7 Prozent.
Beim schwedischen Industriekonzern SKF sorgten Pläne für eine Abspaltung des Automotive-Bereichs für einen Kursanstieg um gut 5 Prozent. Mehrere Analysten äußerten sich positiv.
Unter den freundlichen Versorgern profitierten Iberdrola mit plus 1,4 Prozent von erhöhten Kurszielen einer ganzen Reihe von Banken.
In der Schweiz waren Lindt & Sprüngli sowie Barry Callebaut mit Gewinnen von 1,3 und 7,2 Prozent gefragt. Barclays hatte die Einstufung für die Aktien beider Süsswarenproduzenten auf «Overweight» angehoben. (awp/mc/hfu)