Europa-Schluss: Freundliche Tendenz kurz vor US-Zinsbeschluss
Paris / London – Europas wichtigste Börsenplätze haben am Mittwoch zugelegt. Der EuroStoxx 50 gewann 0,71 Prozent auf 3491,87 Punkte. Im frühen Handel war der Eurozone-Leitindex noch auf den tiefsten Stand seit mehr als zwei Monaten gefallen. Kurz vor der Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed wollten die Investoren nicht zu sehr ins Risiko gehen. Ihre Zurückhaltung vor der absehbar nächsten kräftigen Zinserhöhung in den USA hatte schon in den vergangenen Tagen das Geschehen bestimmt und grössere Kurssprünge verhindert.
Man könne eine «ausgeprägte Vorsicht» an den Märkten beobachten kurz vor dem Zinsbeschluss der Fed, schrieb Analyst Craig Erlam vom Broker Oanda. Händler seien unsicher, ob die Notenbank den Leitzins um weitere 0,75 Prozentpunkte erhöht oder gar noch einen grösseren Schritt macht, um die aus dem Ruder gelaufene Inflation in den Griff zu bekommen.
In Paris stieg der Cac 40 um 0,87 Prozent auf 6031,33 Zähler. Ausserhalb des Euroraums legte der britische FTSE 100 um 0,63 Prozent auf 7237,64 Punkte zu.
Zu den stärksten Sektoren zählten die Öl- und Gaswerte : Diese reagierten auf neue Nachrichten zum Ukraine-Konflikt: Knapp sieben Monate nach Beginn des Krieges hat Russland eine Teilmobilmachung der eigenen Streitkräfte angeordnet. Damit spitzt sich der Krieg mit der Ukraine weiter zu, und Fragen der Energieexporte aus Russland gewinnen an Brisanz.
Stärkster Sektor waren sie Versorger . Hier ragten Papiere des finnischen Versorgers Fortum mit einem Kurssprung von fast zehn Prozent heraus. Sie reagierten auf die Nachricht der weitgehenden Verstaatlichung des angeschlagenen Energiekonzerns Uniper , deren Hauptaktionär die Finnen bislang sind.
Für den finnischen Versorger reduziere sich der Verlust auf die Beteiligung, stellte Analyst Vincent Ayral von JPMorgan fest. Die sonstigen Garantien und Verpflichtungen in Hinblick auf Uniper stellten hingegen keine Belastung mehr dar. Somit könne Fortum nun für sich alleinstehend und höher bewertet werden.
Schwäche zeigte zur Wochenmitte der Reise- und Freizeitsektor mit einem Verlust von fast zwei Prozent. Hier verloren vor allem die Kurse europäischer Fluggesellschaften wie Lufthansa , Air France-KLM , IAG und Easyjet an Boden. Sorgen um eine wirtschaftliche Abschwächung und steigende Zinsen belasteten die Airline-Branche, schrieb Analyst David Perry von JPMorgan. (awp/mc/pg)