Paris / London – Nach der schwungvollen Erholungsrally vom Vortag sind die Anleger am Mittwoch vor dem Stichtag für künftige Gaslieferungen angespannt geblieben. Der EuroStoxx 50 ging nach einem Hin und Her 0,06 Prozent tiefer bei 3585,24 Punkten aus dem Handel. In der Spitze hatte er zuvor ein halbes Prozent zugelegt, am Nachmittag aber zeitweise auch mit mehr als einem Prozent im Minus gelegen.
Am Donnerstag geht die Wartungsperiode der Gas-Pipeline Nord Stream 1 zu Ende und so wird nun darauf gewartet, ob und wie viel russisches Gas dann wieder fliessen wird. Die Nervosität der Anleger blieb auch auf Länderebene hoch: Der französische Cac 40 schloss 0,27 Prozent tiefer bei 6184,66 Punkten, während der britische FTSE 100 0,44 Prozent auf 7264,31 Punkte verlor.
Die Euphorie, die Gerüchte über eine Fortsetzung der russischen Erdgaslieferungen am Vortag ausgelöst hatten, mischte sich nun wieder mit grösserer Skepsis. Neben den ersten Hinweisen gab es auch neuerliche Warnungen aus Moskau und so blieb unklar, wie viel Gas wieder fliessen wird. Für Unsicherheit sorgt derweil auch die ebenfalls am Donnerstag erwartete erste Zinserhöhung der EZB seit elf Jahren, bei der die Höhe unklar ist.
Auf Unternehmensseite sorgte am Morgen der gesenkte Umsatzausblick von ASML für einen kurzen Schrecken, bevor sich schon früh eine differenziertere Einschätzung durchsetzte. Am Ende hatten die Titel ihr Plus sogar deutlich ausgebaut auf 3,4 Prozent nach fast fünf Prozent Minus im frühen Tagestief. Analyst Sandeep Deshpande von JPMorgan etwa wägte ab, dass die Jahresziele zwar wegen Lieferkettenproblemen gesenkt wurden, aber die Nachfrage stark bleibt. Auftragsseitig habe der Chipindustrie-Ausrüster die Konsensschätzung deutlich übertroffen.
Im Autosektor, dessen Teilindex mit einem Abschlag von fast einem Prozent das Schlusslicht bildete in der Branchenwertung, belasteten Kursverluste von Volvo Cars. Nach enttäuschenden Zahlen büsste die Aktie des schwedischen Autobauers 5,2 Prozent ein.
Grössere Verlierer kamen allgemein aus Italien, wie zum Beispiel die EuroStoxx-Schlusslichter Enel und Intesa Sanpaolo mit Abschlägen von mehr als drei Prozent zeigen. Auch Eni waren mit minus 1,2 Prozent unter den schwächsten Werten. In Italien bleibt die politische Unsicherheit trotz der Hoffnung auf eine weitere Regierung mit dem Ministerpräsidenten Mario Draghi hoch. (awp/mc/ps)