Paris / London – Der gute Lauf an Europas wichtigsten Aktienmärkten ist am Donnerstag nach der Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) nicht zu Ende gegangen. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging 0,31 Prozent höher bei 4233,87 Punkten aus dem Handel – und näherte sich damit weiter dem im September erreichten Hoch seit 2008. Einen Rücksetzer vom Tageshoch im Zuge des Zinsentscheids holte er im weiteren Verlauf fast wieder auf.
Der Leitzins im Euroraum verbleibt erwartungsgemäss auf dem Rekordtief von null Prozent. Als wichtiger galten die Begleitaussagen zur Inflation, die in Deutschland im Oktober den höchsten Stand seit 28 Jahren erreichte. Die EZB bleibt bei ihrer Einschätzung, dass es sich um ein zeitweises Phänomen handelt. Laut Christian Reicherter von der DZ Bank erhielt die marktseitige Zinserhöhungsfantasie damit einen leichten Dämpfer. «Gänzlich überzeugt scheinen die Marktakteure aber nicht zu sein», so der Experte.
Für den französischen Cac-40-Index ging es besonders deutlich um 0,75 Prozent auf 6804,22 Zähler aufwärts. Der Londoner FTSE 100 hingegen gab knapp um 0,05 Prozent nach. Der britische Leitindex schloss bei 7249,47 Punkten.
Aus Branchensicht standen Aktien aus dem Nahrungsmittel- und Getränkesektor europaweit ganz oben in der Anlegergunst. Dabei waren die Anteilscheine von Anheuser-Busch Inbev mit einem Kurssprung um 10,3 Prozent besonders stark gefragt. Sie reagierten auf unerwartet starke Quartalszahlen und einen etwas optimistischeren Jahresausblick des Brauereikonzerns.
Dagegen wurden Papiere aus der Öl- und Gasbranche aufgrund enttäuschender Resultate von Shell gemieden. Der britisch-niederländische Ölkonzern ist im dritten Quartal wegen der Turbulenzen an den Rohstoffmärkten überraschend in die roten Zahlen gerutscht. Der Shell-Kurs war daraufhin in London um 3,0 Prozent abgerutscht.
Zum Schlusslicht in der Branchenwertung wurde aber der Telekom-Sektor mit einem Rücksetzer um 1,6 Prozent. Hier machte sich ein Kursrutsch um 7,4 Prozent beim schweizerischen Unternehmen Swisscom bemerkbar. Dieses hatte seine Umsatzziele für das laufende Jahr gekappt.
Auch Autowerte gehörten im Zuge eines Kursrutsches bei Volkswagen zu den Verlierern. Die Papiere der Wolfsburger bildeten mit einem Minus von 4,5 Prozent das Schlusslicht im EuroStoxx. Der Konzern geht nun nicht mehr davon aus, im Gesamtjahr spürbar mehr Fahrzeuge auszuliefern als in dem von Corona-Lockdowns stark belasteten schwachen Vorjahr.
Airbu -Titel stiegen dagegen um 1,8 Prozent. Der Flugzeugbauer erhöhte sein Gewinnziel für 2021 zum zweiten Mal in diesem Jahr.
Auch im Chipsektor gab es gute Nachrichten. Infineon gehörten mit plus 2,1 Prozent zu den grossen EuroStoxx-Gewinnern – angetrieben von STMicroelectronics mit einem Kurssprung um 6,3 Prozent. Eine weiter boomende Nachfrage nach Computerchips stimmte den französischen Halbleiterkonzern noch etwas optimistischer für das laufende Jahr.
Die Papiere von Zur Rose rückten in Zürich um mehr als zehn Prozent vor. Als Treiber galt hier, dass die Versandapotheke und der Pharmakonzern Roche eine Zusammenarbeit im Bereich Diabetes ankündigten. (awp/mc/ps)