Paris / London – An Europas Börsen ist es am Dienstag weiter aufwärts gegangen. Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 erreichte den höchsten Stand seit Anfang August. Zum Schluss stand für den Index ein Plus von 0,86 Prozent auf 4452,77 Punkte zu Buche. Auch die grossen Länderbörsen präsentierten sich stark: Der französische Cac 40 zog um 0,74 Prozent auf 7386,99 Zähler an. Der spanische Ibex-35-Index erreichte ein Hoch seit Mai 2018, der deutsche Dax sogar ein Rekordhoch.
Rückenwind gab es von der Aussicht auf ein Ende der Zinserhöhungen in der Eurozone. EZB-Direktorin Isabel Schnabel bezeichnete weitere Zinsanhebungen angesichts des jüngsten Inflationsrückgangs als eher unwahrscheinlich. Schnabel gilt als Befürworterin einer straffen Geldpolitik, weshalb ihre Äusserungen erst recht als Hinweis auf stabile Leitzinsen aufgefasst wurden.
Gegen den allgemeinen Aufwärtstrend gab der britische FTSE 100 um 0,31 Prozent auf 7489,84 Punkte nach. Hier belasteten die Aktien der grossen Minenkonzerne, die angesichts fallender Preise für Industriemetalle wie Kupfer und Nickel unter Druck gerieten.
«Des einen Freud, des anderen Leid», war das Motto in der Branche der Telekomausrüster. Bei Nokia und Ericsson setzte sich am Dienstag die Entwicklung von Vortag fort. Die Papiere des finnischen Netzwerkausrüsters standen mit rund 6 Prozent Abschlag unter Druck, während die Anteile der schwedischen Konkurrenz mit gut 6 Prozent Gewinn gefragt waren. Auslöser war ein Grossauftrag des US-Telekomanbieters AT&T, bei dem die Schweden den Vorzug vor den Finnen erhielten. Der Vertrag hat über eine Laufzeit von fünf Jahren ein Volumen von 14 Milliarden Dollar (12,9 Mrd Euro).
Für Ericsson ist der Auftrag ein bedeutender Schritt, um seine Verbindungen zu AT&T weiter auszubauen. Bereits jetzt stehen die Schweden für rund zwei Drittel des Netzes der Amerikaner. Das andere Drittel entfällt auf Nokia. Die Finnen rechnen nun mit Umsatzeinbussen in ihrem Netzwerkgeschäft mit den Amerikanern.
Roche bauten die Vortagesgewinne mit knapp 2 Prozent Aufschlag aus. Der Pharmakonzern hatte bei der Behandlung von Brustkrebs einen Studienerfolg erzielt. Da andere Schwergewichte wie Novartis jedoch schwächelten, gab der Pharmasektor nach.
Favoriten waren unterdessen die Immobilienwerte. Der Branchenindex Stoxx Europe 600 Real Estate erklomm ein weiteres Erholungshoch seit März dieses Jahres. Nachdem er im Oktober für 2023 noch 15 Prozent im Minus gelegen hatte, liegt er nun gut sieben Prozent im Plus. Inzwischen besserten sich die Aussichten für den zinssensiblen Sektor zum Positiven, schrieb Analyst Jonathan Kownator von Goldman Sachs in einem Branchenausblick. Ab dem zweiten Quartal rechneten die Volkswirte von Goldman Sachs in Europa mit Zinssenkungen. (awp/mc/ps)