Paris / London – Die Anleger haben am Freitag die enttäuschenden Zahlen der US-Tech-Riesen Apple und Amazon an den europäischen Börsen gut weggesteckt. Zur Mittagszeit noch klar im Minus liegend, berappelte sich der EuroStoxx 50 und schaffte es in der letzten Handelsstunde noch mit 0,39 Prozent ins Plus auf 4250,56 Punkte. Auf Wochensicht ging er so 1,5 Prozent höher über die Ziellinie. Den Oktober beendete er fünf Prozent höher.
Experten zufolge hat die Enttäuschung wegen Apple und Amazon das zuletzt positive Fazit von der Berichtssaison nicht mehr gross beeinträchtigt. Börsianer zogen daher ein sehr positives Fazit vom Oktober. Laut Marktbeobachter Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets ist die Kauflust der Anleger hoch und der Absicherungsbedarf aufgrund der niedrigen Volatilität mal wieder auf einem Tiefpunkt angekommen.
Der französische Cac-40-Index brachte es am Ende mit 6830,34 Punkten auf ein Plus von 0,38 Prozent. Der britische FTSE 100 dagegen gab um 0,16 Prozent auf 7237,57 Punkte nach. Auch die US-Börsen hatten am Freitag die Nachrichten der Tech-Riesen recht gut weggesteckt. Laut Stanzl «sehen wir an der Wall Street gerade einen richtig kraftvollen Bullenmarkt.»
Aus Branchensicht holte der europäische Index der Technologiebranche seine zwischenzeitlichen Abgaben fast auf, indem er nur noch 0,07 Prozent tiefer aus dem Handel ging. Hier wurde über den Atlantik geblickt: Apple und Amazon machten in den vergangenen Monaten die derzeit überall spürbaren Lieferprobleme zu schaffen. Ausgerechnet in einer Zeit des beginnenden Weihnachtsgeschäfts konnten auch die US-Riesen sich nicht dagegen wehren.
Das Schlusslicht waren in Europa die Immobilienpapiere mit einem deutlichen Abschlag von 1,8 Prozent. Dagegen standen Aktien aus dem Versicherungssektor mit einem Teilindex-Anstieg um 0,8 Prozent ganz oben in der Sektorwertung. Er wurde angeführt von Swiss Re mit einem Kursplus von 3,4 Prozent an der Züricher Börse. Der schweizerische Rückversicherer hat in den bisherigen neun Monaten trotz zahlreicher Naturkatastrophen einen hohen Gewinn erzielt.
Unter den Einzelwerten ragten die Aktien von BBVA als EuroStoxx-Spitzenreiter mit einem Kursgewinn von 7,5 Prozent heraus. Die spanische Grossbank verdiente im dritten Quartal dank einer deutlichen Erholung des Heimatgeschäfts und guten Ergebnissen in Mexiko so viel wie selten. Mit dem Ergebnis übertraf die Bank die Erwartungen der Experten.
Der französische Triebwerksbauer Safran erholte sich im dritten Quartal ein weiteres Stück von der Corona-Krise und steigerte den Umsatz um gut zehn Prozent. Konzernchef Olivier Andriès sieht das Unternehmen damit auf Kurs, den organischen Umsatzrückgang in diesem Jahr wie geplant auf einen kleinen einstelligen Prozentsatz zu begrenzen. Die Safran-Papiere gewannen 1,7 Prozent.
Die Anteilscheine von Eni rückten um zwei Prozent vor. Der italienische Ölkonzern profitiert weiter von den hohen Öl- und Gaspreisen. Der Nettogewinn im dritten Quartal betrug 1,2 Milliarden Euro und übertraf die Erwartungen. Im Vorjahr war im Zuge des Ölpreis-Crashs ein Verlust von gut einer halben Milliarde Euro angefallen.
Die französische Grossbank BNP Paribas profitierte im dritten Quartal von einem starken Geschäft im Aktienhandel sowie dem heimischen Privat- und Firmenkundengeschäft. Zudem ging wie schon im zweiten Quartal die Belastung durch Kreditausfälle deutlich zurück. Unter dem Strich führte das zu einem Gewinn von 2,5 Milliarden Euro und damit rund einem Drittel mehr als vor einem Jahr. Die BNP-Titel legten um 0,8 Prozent.
Der Brillenkonzern Essilorluxottica lässt die Corona-Krise zunehmend hinter sich und wurde für 2021 nochmals optimistischer. Nach der Übernahme des niederländischen Augenoptikers Grandvision klingeln die Kassen noch lauter. Im dritten Quartal lagen die Umsätze über dem Vorkrisenjahr 2019. Die Papiere kletterten um 3,5 Prozent auf ein Rekordhoch.
Eine weitere Aktie mit Rekordniveau wurde Novo Nordisk . Nach Quartalszahlen und einer nochmaligen Anhebung der Unternehmensziele haben die Aktien des Insulinherstellers am Freitag mit einem Anstieg um 2,2 Prozent erstmals die Marke von 700 dänischen Kronen hinter sich gelassen.
Im Autosektor gaben die Aktien von Volvo Cars ein starkes Börsendebüt. Nach einem Ausgabepreis von 53 schwedischen Kronen starteten die Papiere des schwedischen Pkw-Herstellers mehr als zehn Prozent höher in den Handel. Das Ende der Fahnenstange war damit aber nicht erreicht: 65,20 Kronen bedeuteten zum Schluss ein beachtliches Plus von 23 Prozent. Der Autobauer ist seit Jahrzehnten schon vom Nutzfahrzeughersteller Volvo AB getrennt. (awp/mc/pg)