Europa-Schluss: Anleger schwanken zwischen Vorsicht und Optimismus
Paris / London – Die Anleger an Europas Börsen haben sich am Dienstag nicht eindeutig zwischen Optimismus und Vorsicht entscheiden können. Nach festem Start drehte der EuroStoxx bis zum Mittag ins Minus, konnte dieses aber letztlich mühsam wieder ausgleichen. Am Ende legte der Leitindex der Eurozone um 0,02 Prozent auf 3303,56 Punkte zu. Zwischenzeitlich stand er mit knapp 3281 Zählern auf dem tiefsten Stand seit zwei Wochen.
Mit Spannung wird darauf gewartet, was die US-Währungshüter nach ihrer jüngsten Sitzung am Mittwoch im Rahmen ihres Zinsentscheids zu sagen haben. Auch der anhaltende Streit über ein weiteres Konjunkturpaket der USA nahm dem Markt weiter den Schwung. Ein Kompromiss zwischen den Republikanern und Demokraten sei nicht in Sicht, hiess es. Ausserdem bereiten die Corona-Neuinfektionen den Anlegern weiterhin Sorgen und auch der eine oder andere Quartalsbericht von Unternehmen enttäuschte.
Auf Länderebene waren die Vorzeichen uneinheitlich: In Madrid legte der Ibex 35 um 1,06 Prozent zu und auch der Londoner FTSE 100 stand mit einem Plus von 0,40 Prozent auf 6129,26 Punkte auf der Gewinnerseite. In Paris dagegen verlor der Cac 40 0,22 Prozent auf 4928,94 Punkte. Der Mailänder FTSE MIB büsste sogar 0,59 Prozent ein.
Branchenweit waren vor allem Aktien aus dem Immobiliensektor gefragt, der mit britischen Sektorwerten als Zugpferd um 2,1 Prozent zulegte. Schlusslicht war die Branche der Rohstoffe und Minenwerte, deren Teilindex am Vortag noch die Nase vorn hatte. Er büsste nun 0,6 Prozent ein.
Im EuroStoxx fielen die Papiere von LVMH als Schlusslicht um vier Prozent. Der Luxusgüterkonzern erlitt im ersten Halbjahr im Zuge der Corona-Pandemie einen Umsatz- und Gewinneinbruch. Papiere des Konkurrenten Kering wurden daraufhin mit minus 2,7 Prozent in Sippenhaft genommen. Gleiches galt für die in Zürich und Paris gehandelten Papiere von Richemont und Hermés mit Einbussen von jeweils 2,2 Prozent.
Bei Airbus und dem Zulieferer Safran dagegen griffen die Anleger am Dienstag nach der jüngsten Schwäche der beiden Flugzeugbau-Aktien wieder munter zu, sie prägten mit Anstiegen von 3,1 beziehungsweise 3,9 Prozent die Spitzengruppe im EuroStoxx. Von der Coronavirus-Krise schwer belastet, waren sie am Vortag jeweils auf den tiefsten Stand seit Anfang Juli gefallen.
Im Cac 40 indes gaben die Papiere des Autozulieferers und Reifenherstellers Michelin trotz als stark bewerteter Halbjahreszahlen um 0,9 Prozent nach. PSA dagegen zählten im gemischten Branchenumfeld mit plus 2,4 Prozent zu den Favoriten. Der Opel-Mutterkonzern schrieb ungeachtet eines Einbruchs wegen der Corona-Krise im ersten Halbjahr schwarze Zahlen.
In der Spitzengruppe des Pariser Cac-40-Index tauchten auch die 3,8 Prozent höheren Aktien von Carrefour auf, nachdem die brasilianische Sparte des Einzelhandelskonzerns starke Quartalsergebnisse bekannt gegeben hatte. Laut Analyst James Grzinic bringt dies viel Erleichterung mit sich, was den Jahresausblick der Franzosen betrifft.
In London schafften es die lange Zeit schwachen Anteilscheine von Reckitt Benckiser nach angehobenen Jahreszielen letztlich mit rund einem Prozent ins Plus. Die Corona-Pandemie bescherte dem Konsumgüterhersteller zwar einen reissenden Absatz von Produkten wie Desinfektionsmitteln und Schmerztabletten, allerdings hatte die Aktie bereits vor ein paar Tagen ein Mehrjahreshoch erreicht.
Im gefragten Immobilienbereich waren die Blicke nach London gerichtet, wo die Aktien diverser Projektentwickler anzogen wegen Berichten, dass derzeit von Ministern Pläne geschmiedet würden für eine verlängerte Förderung von Hauskäufen. Aktien wie Berkeley, Persimmon oder Taylor Wimpey stiegen um zwischen zwei und fünf Prozent. (awp/mc/ps)