Paris / London – Europas Börsen haben am Dienstag ihre Vortagesgewinne ausgebaut. Laut Marktanalyst Michael Hewson vom Broker CMC Markets UK herrscht nach wie vor Optimismus über die längerfristigen Perspektiven, die die weltweiten Lockerungen der Beschränkungsmassnahmen in der Corona-Krise mit sich bringen. Nach wie vor erleichtere auch, dass US-Präsident Donald Trump den Konflikt mit China in Sachen Hongkong bislang nicht wie befürchtet weiter zugespitzt habe.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss 2,63 Prozent höher auf 3159,02 Punkten. In Paris gewann der Cac 40 2,02 Prozent auf 4858,97 Punkte. Der britische Leitindex FTSE 100 legte um 0,87 Prozent auf 6220,14 Zähler zu.
Negative Aspekte würden zurzeit weiter ignoriert, gab Helaba-Analyst Christian Schmidt vor dem Hintergrund der starken Erholung zu bedenken. «Zu nennen sind beispielsweise die bürgerkriegsähnlichen Szenen aus den USA oder die hohe US-Sparquote im April», schrieb er.
Mit Ausnahme der Pharma- sowie der Nahrungs- und Getränkebranche legten am Dienstag alle Sektoren in Europa zu, wobei sich der Versicherungs-, der Immobilien- und der Autosektor mit Aufschlägen von jeweils um die vier Prozent besonders stark präsentierten. Top-Wert im EuroStoxx war Daimler mit plus 7,73 Prozent.
In Paris sprangen die Aktien von Unibail-Rodamco-Westfield um 9,35 Prozent nach oben. Sie profitierten von Aussagen des Euroshop-Wettbewerbers, dass 65 seiner 90 Einkaufszentren inzwischen wieder geöffnet seien.
Um fast fünf Prozent ging es im Cac 40 nach einer positiven Analystenstudie zudem für die Papiere von Saint-Gobain hoch. Der Ausblick für europäische Baustoff-Hersteller habe sich nach dem ersten Quartal dank der zunehmenden Lockerungen und der erwarteten Konjunkturprogramme aufgehellt, schrieb Analystin Elodie Rall von JPMorgan . Der Sektor werde seit den Tiefs im März aber zum Gesamtmarkt noch mit einem Abschlag gehandelt und zugleich könnten weitere Stimuli für die Wirtschaft das schwächere Volumen-Umfeld kompensieren. Saint-Gobain dürfte davon besonders profitieren, schrieb sie.
Tui legten in London trotz einer frisch ausgesprochenen Verkaufsempfehlung der Privatbank Berenberg am Ende immer noch um etwas mehr als ein Prozent zu, standen im Verlauf aber wesentlich höher. Das Papier des schwer angeschlagenen Reisekonzerns hatte nach einem Erholungshoch zuletzt wieder mehr als ein Drittel eingebüsst. Angesichts der gelockerten Restriktionen in der Corona-Krise sei die Tui-Aktie wieder sehr stark gelaufen, schrieb Berenberg-Analyst Stuart Gordon nun. (awp/mc/ps)