Paris / London – Auf den Rückschlag an den wichtigsten Börsen Europas zu Wochenbeginn ist gleich am Dienstag die Erholung gefolgt. Noch würden Kursverluste rasch von Schnäppchenjägern als Kaufgelegenheiten gesehen, doch die Nervosität nehme spürbar zu, sagte ein Börsianer. Sorgen bereitet nach wie vor die Corona-Pandemie samt der neuen Virusvarianten. Zudem wird auch auf Italien geblickt, wo «das Politdrama in die nächste Runde geht», wie es Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners formulierte.
Der EuroStoxx 50, der Leitindex der Eurozone, stieg nach einem Vortagesverlust von 1,4 Prozent nun um 1,12 Prozent auf 3592,83 Punkte. Der französische Cac 40 gewann 0,93 Prozent auf 5523,52 Punkte.
Für den britischen FTSE 100 ging es immerhin noch um 0,23 Prozent auf 6654,01 Punkte nach oben. Hier bremste das wieder stärkere Pfund etwas.
Unter den Einzelwerten in Europa ging der Blick vor allem Richtung Schweiz und nach Grossbritannien. So zogen an der Spitze im Zürcher Leitindex SMI die Papiere von UBS um 2,4 Prozent an und profitierten damit von einer überraschend starken Gewinnsteigerung im vergangenen Jahr um mehr als 50 Prozent. Mit den erzielen 6,6 Milliarden US-Dollar wurden die Erwartungen des Marktes deutlich übertroffen. Zudem will der Konzern umfangreich Aktien zurückkaufen. Analyst Kian Abouhossein von JPMorgan betonte, er werte die UBS-Aktie weiter als seinen Investment-Banking-Favoriten.
Dagegen büssten am SMI-Ende Novartis 2,1 Prozent ein. Enttäuschende Jahresergebnisse und ein vorsichtiger Ausblick belasteten die Papiere des Pharmaherstellers. Jefferies-Analyst Peter Welford konkretisierte, dass vor allem der operative Gewinn im Kerngeschäft die durchschnittliche Analystenerwartung verfehlt habe. Zudem nannte er das avisierte Jahresziel 2021 für den Gewinn im Kerngeschäft «vorsichtig».
In London waren die Anteilscheine von Rolls-Royce zeitweilig um 11,5 Prozent abgesackt, bevor sie einen Grossteil ihrer Verluste wieder wettmachten und 1,7 Prozent tiefer schlossen. Die Unsicherheiten über die Auswirkungen ansteckenderer Corona-Mutanten auf den Flugverkehr stimmt den britischen Triebwerkshersteller pessimistischer. Für 2021 rechnet der Vorstand mit einem Abfluss freier Barmittel (Free Cash Outflow) um die zwei Milliarden britische Pfund (2,25 Mrd Euro), was am Markt besonders negativ aufgefasst wurde. Der prognostizierte Abfluss sei mehr als doppelt so hoch wie in dem vom Unternehmen erhobenen Marktkonsens erwartet, hob Goldman-Analyst Chris Hallam hervor.
Die Papiere von Astrazeneca hingegen legten um 0,7 Prozent zu. Der Pharmahersteller hatte sich gegen Berichte zu einer geringen Schutzwirkung seines Corona-Impfstoffs bei Senioren gewehrt. (awp/mc/ps)