Europa-Schluss: Gewinne eingedämmt – Turbulenter Tag nach US-Zinssenkung

Boerse

London – Eine überraschende Leitzinssenkung der USA hat am Dienstag auch in Europa die wichtigsten Aktienmärkte schwanken lassen. Auf die Nachricht baute der EuroStoxx 50 seinen Gewinn zunächst deutlich aus, ehe der Kurszuwachs bröckelte. Am Ende blieb ein Plus von 0,99 Prozent auf 3371,97 Punkte.

In Paris stieg der Cac 40 um 1,12 Prozent auf 5393,17 Zähler. In London gewann der FTSE 100 0,95 Prozent auf 6718,20 Punkte.

Wegen der Gefahren für die Wirtschaft durch den Ausbruch des neuartigen Coronavirus hatten die US-Währungshüter den Leitzins am Nachmittag um 0,50 Prozentpunkte gesenkt. Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der Liechtensteiner VP Bank, befürwortet die Massnahme: «Bevor die Finanzmärkte und die US-Wirtschaft grösseren Schaden nehmen, schreitet die Fed ein und verpasst der Wirtschaft eine Grippeschutzimpfung. Das ist gut so, zeugt es doch von einem energischen Vorgehen gegenüber etwaigen schärferen Konjunkturrisiken.»

Doch es gab auch kritische Stimmen: Die Zinssenkung werde wohl nicht ausreichen, um grössere wirtschaftliche Verwerfungen zu umgehen, sagte Portfolio-Manager Andrew Mulliner vom Vermögensverwalter Janus Henderson Investors. Er verwies darauf, dass die Fed in einer ausserplanmässigen Aktion letztmals 2008 nach der Lehman-Pleite die Zinsen gesenkt habe. Man könne es einerseits begrüssen, dass sie nun mutig vorgehe und nicht zögere. Andererseits sei zu befürchten, das vieles noch schlimmer werden könne.

Marktteilnehmer glauben, dass nach der Fed auch andere Notenbanken weitere geldpolitische Lockerungen verkünden könnten. Für Banken sind das schlechte Nachrichten. Sinkende Zinsen lasten auf ihren Gewinnen. Zinserträge etwa aus Kredit- und Geldmarktgeschäften fallen zumeist weniger üppig aus. Europaweit waren nach der Fed-Ankündigung denn auch Bankenwerte schwach. Deren Sektorindex verbuchte als einziger der Stoxx-600-Branchenübersicht Verluste von 1,01 Prozent. BNP Paribas waren im EuroStoxx mit minus 1,48 Prozent weit hinten. Credit Suisse verloren in Zürich als schwächster Wert 1,40 Prozent, Societe Generale in Paris 3,16 Prozent.

Schwächste Aktien im EuroStoxx-50-Index waren Nokia mit minus 2,51 Prozent. AB Inbev büssten 1,42 Prozent ein, nachdem die Bank of America die Titel des Brauereikonzerns von «Buy» auf «Neutral» abgestuft hatte. An der Spitze waren die Anteile des Brillenkonzerns EssilorLuxottica mit einem Plus von fast 5 Prozent. (awp/mc/ps)

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