Europa-Schluss: Wieder abwärts – Virus-Sorgen nehmen nicht ab

Europa-Schluss: Wieder abwärts – Virus-Sorgen nehmen nicht ab

Paris – Die Coronavirus-Krise hat die europäischen Aktienmärkte am Donnerstag wieder belastet. Die Indizes brachen ihre jüngste Erholungsbewegung ab. Nach drei Gewinntagen in Folge sank der EuroStoxx50 um 1,67 Prozent auf 3363,58 Punkte.

In Paris verlor der Cac 40 1,90 Prozent auf 5361,10 Zähler und in London der FTSE 100 1,62 Prozent auf 6705,43 Punkte. In Mailand ging es für den FTSE MIB um 1,78 Prozent bergab. Die Regierung in Rom bereitet wegen des neuartigen Coronavirus ein Stützungspaket in Höhe von 7,5 Milliarden Euro vor. Italien ist in Europa besonders schlimm vom Virus betroffen. Zudem sollen dort bis zum 15. März alle Schulen und Hochschulen geschlossen bleiben. In der Schweiz ist erstmals eine infizierte Patientin gestorben.

Milliarden-Hilfen zur Eindämmung der Virus-Ausbreitung kommen nun auch vom Internationalen Währungsfonds (IWF) und von den USA. Es sehe aber derzeit so aus, als agierten Händler umso nervöser, je mehr Geld zur Bekämpfung der Krise bereitgestellt werde, sagte Analyst David Madden von CMC Markets UK. Das Einschreiten werde wohl eher als Zeichen der Schwäche interpretiert. «Solange die medizinische Eindämmung ausbleibt und ein Gegenmittel noch nicht gefunden ist, bleibt der Markt tendenziell eher verunsichert», hiess es vom Bankhaus Metzler.

Alle Sektorindizes im marktbreiten Stoxx Europe 600 schlossen im Minus. Noch am stabilsten mit vergleichsweise geringen Verlusten zwischen 0,4 und 0,6 Prozent ging es in defensiven Sektoren zu wie etwa Konsum- und Haushaltsgüter , Nahrung und Getränke sowie Gesundheit .

Schwerer setzte die Abwärtsbewegung vor allem den Minenwerten zu, deren Branchenindex 4,25 Prozent verlor. In London versammelten sich denn auch die dort stark vertretenen Rohstoffwerte unter den grössten Verlierern. Für Rio Tinto und BHP ging es aber nur optisch besonders kräftig bergab. Beide Unternehmen schütteten am Donnerstag ihre Dividenden aus.

Auch der Autosektor fiel europaweit negativ auf mit einem 3,36-prozentigen Abschlag. Hier erschreckte der Zulieferkonzern Continental mit der Warnung vor einem schwachen Jahr die Anleger. Continental sackten um mehr als 12 Prozent ab. Allgemein wurden Zulieferer in Mitleidenschaft gezogen, wie auch der Kursrutsch von 6,10 Prozent bei Valeo zeigte.

Finanzwerten macht die Aussicht auf noch tiefere Zinsen zu schaffen. Societe Generale waren im EuroStoxx mit minus 5,77 Prozent das Schlusslicht, gefolgt von Banco Santander und BBVA mit Abschlägen von ebenfalls um 5 Prozent. Anleger sorgten sich hier auch vor potenziellen Kreditausfällen wegen des Virus.

In London sorgten Unternehmen mit Geschäftszahlen für Gesprächsstoff. Die Papiere des Medienkonzerns ITV sackten als grösster «Footsie»-Verlierer wegen schwacher Werbeerlöse um 12,02 Prozent ab, während sich die Titel von Aviva mit 0,43 Prozent über Wasser hielten und so zu den wenigen Gewinnern zählten. Die Versicherungsgesellschaft hatte 2019 die Erwartungen übertroffen. (awp/mc/pg)

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