Paris – Mit den letzten Handelstagen in diesem Februar ist eine historisch schlechte Börsenwoche zu Ende gegangen: An den europäischen Aktienmärkten ging es prozentual zweistellig abwärts. Für den EuroStoxx 50 war es die schlimmste Woche seit der Finanzmarktkrise. Anleger sind hinsichtlich der weltwirtschaftlichen Auswirkungen des neuartigen Coronavirus inzwischen alarmiert. Erste Anzeichen einer Panik an den Finanzmärkten sind erkennbar, zumal die Weltgesundheitsorganisation angesichts der wachsenden Zahl Infizierter das Risiko einer weltweiten Verbreitung des Virus von «hoch» auf «sehr hoch» setzte.
Der EuroStoxx50, der vor gerade einmal acht Tagen noch auf ein Zwölfjahreshoch geklettert war, büsste an diesem Freitag 3,66 Prozent auf 3329,49 Punkte ein.
Damit fiel der Leitindex der Eurozone auf das Niveau zurück, dass er im Sommer vergangenen Jahres erreicht hatte. Sein Wochenverlust beträgt etwas mehr als 12 Prozent. Nur im Oktober 2008 hatte er zuletzt mit etwas mehr als 22 Prozent noch mehr eingebüsst. Das aktuelle Monatsbild für den EuroStoxx ist ebenfalls tiefrot: Im gesamten Monat Februar summiert sich der Verlust auf 8,6 Prozent. «Im Würgegriff des Virus – eine Handelswoche, die man so schnell nicht vergisst», resümierte Analyst Miraji Othman von der Bayerischen Landesbank.
In Paris sank der Cac 40 am Freitag um 3,38 Prozent auf 5309,90 Zähler und in London ging es für den FTSE 100 um 3,18 Prozent abwärts auf 6580,61 Zähler. Auch an den anderen grossen europäischen Börsen sah es nicht viel besser aus. Anleger verkauften Aktien quer Beet, alle Sektoren gerieten unter Druck. Selbst die in Krisenzeiten oft als Anlagealternative geltenden Immobilienwerte, Versorger, Telekomwerte und Pharmaaktien gerieten in den allgemeinen Abwärtstaumel.
An der Börse in Istanbul sorgte nicht nur der Coronavirus, sondern auch der eskalierende Konflikt mit dem Nachbarn Syrien für Verluste. Der Leitindex BIST 30 verlor 4,0 Prozent. Bei einem Luftangriff waren am Donnerstag im syrischen Idlib mindestens 33 türkische Soldaten getötet und 36 weitere verletzt worden. Ankara macht die syrische Regierung verantwortlich und startete Vergeltungsangriffe.
Geschäftszahlen europäischer Unternehmen gerieten angesichts des allgemeinen Ausverkaufs an den Börsen zur Nebensache. In Grossbritannien liessen sich die Londoner Börse LSE , die Fluggesellschaft IAG und Rolls Royce in die Bücher schauen. In Spanien legte Amadeus IT seinen Bericht vor, der die Anleger anscheinend überzeugte.
Denn die Aktien des auf den Vertrieb von Computerreservierungssystemen spezialisierten Softwareunternehmens stachen positiv heraus unter all den Verlierern. Als einzige Aktie mit deutlichen Gewinnen im EuroStoxx stieg das Amadeus-IT-Papier um 3,3 Prozent. Auch die Anteile des Triebwerksbauers Rolls Royce trotzten nach überraschend starken Zahlen mit einem Plus von 3,2 Prozent im «Footsie» der allgemeinen Marktschwäche.
Für die Papiere von IAG und LSE ging es dagegen abwärts: IAG büssten 8,4 Prozent ein und LSE 3,0 Prozent. Um 1,4 Prozent gaben die Papiere des Schweizer Versicherers Swiss Life unterdurchschnittlich nach.
Um 5,1 Prozent abwärts ging es zudem mit den Papieren Eni . Abschreibungen im vierten Quartal liessen die Jahresgewinne des italienischen Öl- und Gasproduzenten fast komplett wegschmelzen. (awp/mc/pg)