Europa-Schluss: Konjunktursorgen drücken Börsen klar ins Minus
Paris / London – Konjunktursorgen haben Europas Börsen am Donnerstag sichtbar zugesetzt. Der EuroStoxx als Leitindex der Eurozone weitete nach einem schwachen Auftakt seine Verluste aus und büsste am Ende 1,32 Prozent auf 3273,98 Punkte ein. Beim französischen Cac 40 stand ein Minus von 1,33 Prozent auf 4911,24 Punkte zu Buche. Der britische FTSE 100 verlor 1,61 Prozent auf 6013,34 Zähler.
Das am Mittwochabend veröffentlichte Protokoll der letzten US-Notenbanksitzung habe den Ausverkauf ausgelöst, schrieb Analyst Michael Hewson vom Handelshaus CMC Markets UK. Die wirtschaftliche Erholung in den USA hängt nach Einschätzung der Währungshüter vom weiteren Verlauf der Corona-Krise ab. «Die Mitglieder waren sich einig, dass die anhaltende Krise der öffentlichen Gesundheit kurzfristig die wirtschaftliche Aktivität, die Beschäftigung und die Inflation schwer belastet», hiess es dort.
Dennoch sprach sich eine Reihe von Mitgliedern des Offenmarktausschusses der US-Notenbank dafür aus, erst «irgendwann» für mehr Klarheit beim künftigen Zinspfad, der sogenannten Forward Guidance, zu sorgen. Im vorherigen Protokoll hatte es noch geheissen, dass man dies auf einem der nächsten Treffen machen wolle.
Auch im Branchentableau des marktbreiten Stoxx Europe 600 sah es am Donnerstag düster aus. Als einziger Gewinner legte der Index der Immobilienwerte um 2,5 Prozent zu. Hier führte der deutsche Vertreter TAG Immobilien mit einem Plus von fast 7 Prozent die Gewinnerliste an, nachdem er eine Anhebung seiner Jahresziele in Aussicht gestellt hatte.
Grösster Verlierer war das Kursbarometer der besonders konjunkturabhängigen Rohstoffunternehmen. Dieses büsste 2,9 Prozent ein.
Mit Blick auf die Einzelwerte konnte der niederländische Zahlungsabwickler Adyen mit seinen Halbjahreszahlen nicht überzeugen: Trotz deutlicher Zuwächse bei Umsatz und operativem Gewinn fielen die Aktien um 2,7 Prozent. Analyst Mohammed Moawalla von der US-Investmentbank Goldman Sachs monierte eine enttäuschende Profitabilität. Da die strukturelle Wachstumsdynamik aber intakt sei, sollten Anleger Kursschwächen als Kaufgelegenheit nutzen – obwohl seit Jahresbeginn bereits ein satter Wertzuwachs von gut 94 Prozent zu Buche steht, während Konkurrent Wirecard nach einem milliardenschweren Bilanzskandal Ende Juni in die Pleite gestürzt war. (awp/mc/ps)