Europa-Schluss: Verluste – US-chinesische Spannungen belasten
Paris / London – Angesichts einer Flut von teils enttäuschenden Unternehmensnachrichten sind die europäischen Aktienmärkte am Donnerstag unter Druck geraten. Analyst Jim Reid von der Deutschen Bank führte dies insbesondere auf die andauernden Spannungen zwischen den USA und China zurück. Diese hätten Kursverluste an den grossen asiatischen Handelsplätzen nach sich gezogen.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 fiel um 0,86 Prozent auf 3240,39 Punkte. In Paris verlor der Cac 40 0,98 Prozent auf 4885,13 Zähler.
In London büsste der FTSE 100 1,27 Prozent auf 6026,94 Punkte ein. Das starke Pfund droht die Exportchancen der britischen Wirtschaft immer mehr zu belasten: Zum US-Dollar stieg das Pfund auf den höchsten Stand seit Anfang März und auch zum Euro legte das Pfund zu.
Die US-Regierung will auf breiter Front «nicht vertrauenswürdige» Apps aus China von Smartphones der Amerikaner fernhalten. «Apps aus der Volksrepublik China bedrohen unsere Privatsphäre, verbreiten Computerviren und streuen Propaganda und Falschinformationen», sagte US-Außenminister Mike Pompeo. Sie sollten aus den App Stores in den USA entfernt werden.
Verschnupft reagierten Investoren darauf, dass der Versicherer Axa auf die Zahlung einer Rest-Dividende zunächst verzichtet. Angesichts der unsicheren Lage wollen die Franzosen das Geld lieber im Haus behalten. Aktien von Axa lagen mit minus 3,5 Prozent fast am Ende des EuroStoxx. Auch andere Branchentitel wie Allianz und Generali gaben nach.
An der Mailänder Börse wurde die Aktien von Unicredit abgestraft nach dem Quartalsbericht der Grossbank. Die Papiere verloren fast vier Prozent. Analystin Delphine Lee von der US-Bank JPMorgan fand zwar lobende Worte für das Abschneiden der Bank von April bis Juni; sie sprach aber auch von fortdauernder Unsicherheit mit Blick auf die Qualität der Anlagen des Geldhauses.
Ebenfalls in Mailand büssten die Papiere von Pirelli 4,8 Prozent ein. Der Reifenhersteller stimmte seine Investoren nach einem Verlust im ersten Halbjahr auf schlechtere Zahlen im Jahr 2020 ein.
Erfreut regierten Börsianer dagegen auf die Quartalszahlen des niederländischen Finanzkonzerns ING. Die Anteilscheine zogen an der Spitze des EuroStoxx 50 um 5,6 Prozent an. Analyst Benjamin Goy von der Deutschen Bank lobte ING für eine hohe Kernkapitalquote.
Die in London gelisteten Aktien von Glencore büssten als Schlusslicht im «Footsie» rund 8 Prozent ein, nachdem der Bergwerkskonzern die Dividende gestrichen hatte. Stattdessen will das Unternehmen die Schulden schneller abbauen. Die europäischen Rohstoffunternehmen waren mit minus 2,45 Prozent der schwächste Sektor. (awp/mc/ps)