Europa-Schluss: Märkte etwas erholt auch mit US-Rückenwind
Paris / London / Zürich – Die europäischen Börsen haben sich am Freitag ein Stück weit von den Verlusten der vergangenen drei Tage erholt. Mit Rückenwind der ebenfalls wieder anziehenden New Yorker Börsen wurden die Kursgewinne am Nachmittag ausgebaut. Gute Stimmung erzeugten in den USA Amazon und Intel mit ihren Zahlen.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss 1,04 Prozent höher bei 4877,75 Punkten und schaffte es damit, sein bisher recht deutliches Wochenminus auf 1,3 Prozent zu reduzieren. Der schweizerische Leitindex SMI zog am Freitag um 1,48 Prozent auf 11.967,20 Punkte an, während der britische FTSE 100 um 0,83 Prozent auf 8.177,15 Punkte stieg.
Im Fokus der Märkte stand auch ein überraschend schwacher Arbeitsmarktbericht aus den USA. Gemeinsam mit einer unerwartet eingetrübten Industriestimmung zeichnete er kurz vor der Wahl in der kommenden Woche kein vorteilhaftes Konjunkturbild. Allerdings gilt der Jobbericht als stark durch Hurrikan- und Streikauswirkungen verzerrt. Die Wahl wirft ihre Schatten voraus, mit einem erwarteten Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Demokraten und Republikanern.
In der Sektorwertung führten letztlich Medien und Banken mit Anstiegen oberhalb von 1,7 Prozent. Vor allem die Aktien südländischer Finanzinstitute setzten sich im EuroStoxx auf den Spitzenrängen ab. Der Anstieg bei der Intesa-Aktie um 2,5 Prozent wurde aber noch übertrumpft von Santander, BBVA und Unicredit mit Kursgewinnen von bis zu 3,6 Prozent.
Nicht im EuroStoxx gelistet, knüpften die Titel der Societe Generale an ihre Vortagsrally an, indem sie 3,4 Prozent gewannen. Nach überraschend guten Zahlen am Donnerstag stimmten Analysten verschiedener Banken Lobeshymnen an. So erhöhten Citigroup und Morgan Stanley ihre Einstufungen für die französische Bank.
Ölwerte standen noch im Fokus wegen weiter deutlich gestiegener Ölpreise. Kurz vor dem Wochenende scheint sich die Lage im Nahen Osten wieder zuzuspitzen. Nach dem israelischen Angriff auf den Iran plant die Regierung in Teheran Medienberichten zufolge bereits einen erneuten Gegenschlag. Zudem gab es erfreuliche Wirtschaftsdaten aus China, einem generell bedeutenden Abnehmer für Rohstoffe aller Art.
Im Bereich der Konsumwerte ragten Reckitt mit plus 6,6 Prozent positiv heraus. Der britische Konsumgüterkonzern hatte im juristischen Streit um angebliche Gesundheitsgefahren seiner Spezialbabynahrung vor US-Gerichten einen ersten Erfolg erzielt. Geschworene in einem Verfahren vor einem Bundesstaatsgericht in St. Louis (Missouri) sprachen Reckitts US-Tochter Mead Johnson sowie den Konkurrenten Abbott Laboratories am Donnerstag von dem Vorwurf frei, dass die Unternehmen bestimmte Gesundheitsrisiken von Babynahrung verschwiegen hätten.
Schwächer tendierten dagegen die Autowerte, darunter Volkswagen als einziger EuroStoxx-Verlierer neben dem Versicherer Axa. Marktbeobachter Andreas Lipkow verwies dazu auf die Quartalszahlen des chinesischen Autoherstellers Li Auto. Der Umsatzausblick des Elektroauto-Produzenten für das das vierte Quartal hatte die Erwartungen verfehlt. (awp/mc/ps)