Europa-Schluss: Börsen verlieren anfänglichen Schwung

Boerse

(Adobe Stock)

Paris / London – Den europäischen Börsen ist am Dienstag im Sog der US-Börsen der Schwung abhanden gekommen. Der EuroStoxx 50 erreichte zunächst den höchsten Stand seit Januar 2022, am Nachmittag trübten aber Konjunktursorgen das Bild. Anleger debattierten auch weiter darüber, ob die Notenbanken im Spannungsfeld der Inflation und der Rezessionsangst noch geldpolitischen Spielraum haben.

Schwächelnde US-Börsen sorgten in Europa dafür, dass die Gewinne kleiner wurden. Über die Ziellinie ging der EuroStoxx bei 4315,32 Punkten, womit er ein Plus von 0,10 Prozent über die Zeit rettete. In Paris drehte der Cac 40 kurz vor seinem Rekordhoch ab. Am Ende rutschte der französische Leitindex mit 7344,96 Zählern um 0,01 Prozent ab. Der britische FTSE 100 verlor 0,50 Prozent auf 7 634,52 Punkte.

Immer wieder neu hinterfragt wird die grösser gewordene Hoffnung, ob die Notenbanken dieser Welt bald die Zinswende einleiten könnten. Anleger sorgen sich aber neuerdings weniger um einen neuen Inflationsschub, sondern mehr um die Gefahr, dass die Wirtschaft einen stärkeren Dämpfer bekommen könnte. Gesunkene Auftragseingänge in der US-Industrie und Eindrücke vom US-Jobmarkt galten hierbei im Tagesverlauf als Dreh- und Angelpunkt.

Hinweise auf verminderten Inflationsdruck lieferten am Dienstag neue Daten aus dem Euroraum. Einerseits schwächte sich dort der Auftrieb der Erzeugerpreise ab und andererseits ergab eine Umfrage der Europäischen Zentralbank (EZB), dass die Inflationserwartungen der Verbraucher in der Eurozone erneut gesunken sind.

Die Entwicklung der Einzelbranchen war von einer Sektorrotation geprägt. Die am Vortag noch starken Ölwerte lagen nun wegen der grösser werdenden Konjunktursorgen am Ende des Feldes, was sich in London bemerkbar machte mit Kursverlusten von bis zu 1,6 Prozent bei BP und Shell.

Gefragt waren stattdessen angesichts der beginnenden Dividendensaison die Versicherer, die traditionell mit hohen Dividendenrenditen aufwarten. Immobilien-Aktien profitierten ausserdem mit einer Erholung des Teilindex um ein halbes Prozent von den nachlassenden Inflationssorgen.

Für Gesprächsstoff sorgte noch L’Oreal, das sich im lukrativen Luxuspflegegeschäft verstärkt. Der französische Kosmetikkonzern übernimmt die Marke Aesop von der brasilianischen Natura. Anleger reagierten darauf durchaus erfreut, wie der Anstieg um 1,2 Prozent zeigt. Analyst Bruno Monteyne von Bernstein Research lobte «einen grossartigen Deal». (awp/mc/ps)

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