Europa-Schluss: Weiter abwärts – Zinsperspektiven trüben sich ein

Europa-Schluss: Weiter abwärts – Zinsperspektiven trüben sich ein
(Adobe Stock)

Paris / London – Europas wichtigste Aktienmärkte haben am Mittwoch an ihre jüngste Abwärtsbewegung angeknüpft. Schwindende Zinshoffnungen und enttäuschende chinesische Konjunkturdaten belasteten die Börsen. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor letztlich 0,98 Prozent auf 4403,08 Punkte. Der französische Cac 40 büsste 1,07 Prozent auf 7318,69 Punkte ein. Der britische FTSE 100 fiel um um 1,48 Prozent auf 7446,29 Punkte.

Die Unsicherheit, wann die erhofften Zinssenkungen diesseits und jenseits des Atlantiks erfolgen werden, lasse Marktteilnehmer Aktien wie auch Anleihen derzeit verkaufen, betonte Analyst Pierre Veyret vom Broker Activtrades. Nachdem tags zuvor US-Notenbank-Direktor Christopher Waller die Erwartungen an rasch sinkende Zinsen 2024 gedämpft hatte, folgte am Mittwoch Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank. Sie verwies für die Eurozone auf ein gewisses Mass an Unsicherheit und einige Frühindikatoren, die noch nicht das gewünschte Niveau erreicht hätten.

Die unklaren Aussichten belasteten vor allem zins- und konjunktursensible Aktien. Am stärksten gaben die Immobilienwerte nach, gefolgt von den Rohstofftiteln. Hier drückten auch die enttäuschenden Daten zum chinesischen Wirtschaftswachstum. «Es gibt für die Weltwirtschaft keinen asiatischen Wachstumsschub, wie es in der Vergangenheit häufiger der Fall war», merkte Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank zu den Zahlen an. Das bekamen auch die Luxuswerte zu spüren, da das China-Geschäft für diese eine grosse Bedeutung hat. LVMH sanken um 2,8 Prozent, Kering um 3,5 Prozent.

Etwas moderatere Abschläge verzeichneten defensive Sektoren wie Telekommunikation und Pharma. Die italienische Regierung hatte den milliardenschweren Verkauf des Festnetzes des Telekomkonzerns Tim (ehemals Telecom Italia) an den US-Finanzinvestor KKR abgenickt. Die Regierung unter Premierministerin Georgia Meloni verzichtete darauf, ihr Veto einzulegen. Tim legten um 0,9 Prozent zu.

Unter den Schweizer Standardwerten standen Geberit unter Druck. Das Unternehmen hatte 2023 weniger Umsatz erzielt als im Vorjahr. Gebremst wurde der Sanitärtechnikkonzern von der schwachen Baukonjunktur, aber auch vom starken Franken. Dass sich das Blatt im laufenden Jahr rasch wendet, scheint eher unwahrscheinlich. Geberit fielen um 4,9 Prozent.

Noch viel schlimmer erwischte es einen Schweizer Nebenwert. Die Aktien von Meyer Burger brachen um über 31 Prozent ein. Das Unternehmen hatte bei der Fertigung in Deutschland die Notbremse gezogen und braucht frisches Kapital. Analysten sprachen von einem «Höchstrisiko-Investment». (awp/mc/pg)

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