Europa-Schluss: Zinsoptimismus treibt Börsen hoch
Paris / London – Angetrieben vom Bekenntnis der US-Notenbank zu Zinssenkungen in diesem Jahr haben die Europas wichtigste Aktienmärkte am Donnerstag merklich zugelegt. Für den EuroStoxx 50, der kürzlich erstmals wieder seit 24 Jahren die 5000-Punkte-Marke überschritten hatte, ging es im Verlauf auf ein neues Hoch seit dem Jahr 2000. Letztlich legte der Leitindex der Eurozone um 1,04 Prozent auf 5052,31 Punkte zu.
Der französische Leitindex Cac 40 erklomm am Morgen ein weiteres Rekordhoch, kam dann aber wieder zurück und schloss 0,22 Prozent im Plus bei 8179,72 Punkten. Der Schweizer SMI gewann rund 0,7 Prozent und profitierte davon, dass die Schweizer Nationalbank SNB den Leitzins überraschend senkte.
Der britische FTSE 100 stieg vor der in Kürze anstehenden Zinsentscheidung der Bank of England um 1,88 Prozent auf 7882,55 Zähler.
Wie Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners sagte, stützten nicht nur die Zins-Aussagen der Fed. «Für zusätzliche Freude hat die Erhöhung der Wachstumsprognose bei einer konstanten Inflationsprognose gesorgt.» Das treibe nun auch europaweit die Aktienmärkte an, nachdem die US-Börsen bereits am Vorabend mit Gewinnen reagiert hätten, so Altmann.
Branchenweit gab es fast nur Gewinner, wobei der Technologiesektor der stärkste war mit plus 3,2 Prozent. Aktien aus der Halbleiterbranche legten besonders kräftig zu: etwa ASML als Favorit im EuroStoxx mit plus 5,6 Prozent, Infineon mit plus 2,9 Prozent oder STMicro, die um 1,5 Prozent stiegen. Sie profitierten davon, dass das Wachstum von Micron im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) dem US-Halbleiterkonzern half, seine Umsatzziele zu untermauern. Stützend dürfte zudem wirken, dass die US-Regierung die Chipindustrie im Land mit weiteren Milliarden-Subventionen weiter ankurbeln will.
Zweitstärkste Branche waren Bergbau- und Rohstoffwerte mit einem Gewinn von 2,7 Prozent. Der Goldpreis erreichte angesichts der US-Dollarschwäche ein Rekordhoch. Das half nicht zuletzt auch der Centamin-Aktie in London, die um 3,8 Prozent hochzog. Die jährliche Gold-Förderung, die an diesem Tag veröffentlicht wurde, entsprach den Erwartungen.
Unter den Einzelwerten fielen Roche mit einem Minus von 2,6 Prozent negativ auf. Die japanische Tochter Chugai erlitt mit dem Medikament Enspryng (Satralizumab) zur Behandlung der Autoimmunerkrankung Myasthenia gravis (MG) einen Forschungsrückschlag.
Die Papiere von DocMorris brachen zwischenzeitlich um fast 10 Prozent ein, erholten sich aber wieder und endeten mit einem moderaten Rückgang von 0,3 Prozent. Die Versandapotheke enttäuschte zur Vorlage ihrer detaillierten Jahreszahlen mit dem Ausblick auf das laufende Jahr. Analyst Sebastian Vogel von der UBS verwies auf enttäuschende Aussagen zum Nettogewinn im zweiten Halbjahr. Zudem sei der Ausblick auf 2024 recht konservativ und berge Abwärtspotenzial für die Konsensschätzungen.
In London gewannen 3I Group 8,7 Prozent, nachdem die Beteiligungs- und Infrastrukturgesellschaft einen Anstieg des Nettovermögenswertes im dritten Geschäftsquartal gemeldet hatte. Für die Next-Aktie, die ein Rekordhoch erreichte, ging es am Ende um 6,7 Prozent nach oben. Das Einzelhandelsunternehmen für Bekleidung, Schuhe und Haushaltswaren hatte den Vorsteuergewinn im abgelaufenen Geschäftsjahr 2023/24 gesteigert. (awp/mc/ps)